Ehe katholisch und orientalisch orthodox

Bei einer Konferenz in Rom haben Vertreter der katholischen Kirche und verschiedener orientalischer Kirchen über das sakramentale Verständnis der Ehe, über Gemeinsamkeiten und jeweilige Besonderheiten beraten. Der Salzburger Kirchenhistoriker Dietmar Winkler, Fachmann für Ostkirchenkunde und insbesondere theologische Entwicklungen in der frühen Kirche, hat in diesem Zusammenhang auf nicht unbedeutende Unterschiede hingewiesen.

So spenden gemäß dem Verständnis der römisch-katholischen, lateinischen Tradition die Eheleute einander selber das Sakrament, ein Priester sei bei der Trauung eigentlich nicht erforderlich. In den orientalischen Kirchen, sowohl den orthodoxen als auch den mit Rom verbundenen katholischen, sei der Priester jedoch für das gültige Zustandekommen des Sakraments notwendig.

In allen orthodoxen Ostkirchen wiederum ist – aus seelsorglichen Gründen – nach einer Scheidung eine zweite kirchliche Eheschließung möglich. Allerdings wird dies aus katholischer Sicht theologisch nicht sauber begründet, denn die grundsätzliche Unauflöslichkeit der Ehe steht für alle betreffenden Kirchen außer Zweifel. In der katholischen Kirche ist eine wiederholte Eheschließung nur nach einer Annullierung der Erstehe möglich. Aber auch dieses Konstrukt weckt seit jeher erhebliche Zweifel. Es ist keineswegs zufriedenstellend, nicht wirklich logisch im Sinne des sakramentalen Verständnisses und nicht schlüssig hinsichtlich der Äußerungen Jesu, wie bei der Konferenz eingewendet wurde.

Bei der Ehe eines Christen mit einem Nichtchristen verfahren die Ostkirchen ebenfalls anders als die Westkirchen. Faktisch werden derartige Mischehen im orientalischen Kontext abgelehnt. Das hängt mit den Lebensumständen in vorherrschend muslimischen Ländern zusammen, „weil dann der christliche Partner zum Islam konvertieren muss und auch die Kinder muslimisch erzogen werden müssen“, so Winkler.

Die orientalischen orthodoxen Kirchen beurteilen selbst konfessionsverschiedene christliche Ehen vielfach anders als die Westkirchen – und auch untereinander nicht einheitlich. Während sich die katholische Kirche gegenüber den orientalischen Kirchen sehr offen zeigt, kann in einigen Ländern im Orient aus rechtlichen Gründen ein formeller Kirchenübertritt eines der Ehepartner notwendig sein. In der koptischen Kirche Ägyptens wird vielfach eine erneute Taufe des nichtkoptischen Ehepartners verlangt.

An der Konferenz in Rom nahmen hochrangige Vertreter der syrisch-orthodoxen, armenisch-apostolischen, koptischen, äthiopisch-orthodoxen, eritreisch-orthodoxen und Malankara syrisch-orthodoxen Kirchen teil. Von katholischer Seite waren Kurienkardinal Kurt Koch, der Präsident des päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, sowie Vertreter verschiedener mit Rom verbundener orientalischer Kirchen anwesend.

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