Geh eine Meile, um einen Freund zu sehen, zwei Meilen, um einen Kranken zu besuchen, drei Meilen, um Frieden zwischen Menschen zu stiften“, rät ein arabisches Sprichwort. Frieden zwischen Menschen zu stiften, das unternimmt Jesus als Bote des nahen Gottesreiches. Schalom ist das Herz dieses Reiches. Schalom bedeutet Versöhnung, Vergebung, gutes Leben in Gemeinschaft.
Vergebung ist eine innere Haltung, die Menschen von Gott lernen können. Was heißt eigentlich vergeben? Und was heißt es nicht? Es bedeutet nicht, seelischen oder materiellen Schaden zu bagatellisieren. Vergeben bedeutet nicht: verharmlosen, und nicht: vergessen oder verdrängen. Wer vergibt, stellt dem, der ihn geschädigt oder verletzt hat, erst recht keinen Freibrief für die Zukunft aus.
Vergebung setzt Abstand voraus. Vergebung setzt Freiheit voraus. Der Wille, dem anderen zu vergeben, muss wachsen. Es darf keinen Zwang zum Vergeben geben. Den Weg zur Vergebung soll jeder und jede auf die eigene Weise und im eigenen Tempo gehen. Nur dann kann Vergebung befreien – den Menschen, dem vergeben wird, und den, der vergibt.
Susanne Sandherr in: „Magnificat. Das Stundenbuch“, März (Butzon & Bercker, Kevelaer 2020)