Bei den jüngsten Kommunalwahlen in Frankreich haben Kandidaten erstmals auf ausdrücklich religiös orientierten muslimischen Listen um Stimmen geworben. Andersgläubige, zum Beispiel Christen, oder Nichtgläubige waren auf diesen Listen nicht aufgeführt, wie die Katholische Nachrichten-Agentur meldet. Der Korrespondent Hans-Helmut Kohl sieht darin den Ausdruck einer zunehmenden Spaltung der französischen Gesellschaft, in der militante islamische Vereinigungen und Gruppen die „Dekadenz“ der westlichen Welt und ihres liberal-demokratischen Modells anprangern. Sie halten dem verderbten Okzident die „Reinheit“ und „Sauberkeit“ des Islam entgegen. Wegen der in dieser islamischen Anschauung enthaltenen gleichzeitigen Kapitalismus-Kritik werden die entsprechenden muslimischen Kandidaten auch von vielen Anhängern des linksextremen Lagers unterstützt, insbesondere von jenen „Progressiven“ in Paris, die von Kritikern als „Salon-Sozialisten“ bezeichnet werden.
Ein anderes Schlagwort im Wahlkampf war „Islamophobie“. Die muslimische Seite und ihre linken Unterstützer prangerten wiederholt eine vermeintliche Unterdrückung muslimischer Bräuche und Sitten durch die – wie es heißt – „nichtgläubige“ Mehrheitsbevölkerung an, die zumindest nominell immer noch katholisch ist. Angeblich würden Muslime bedrängt und an ihrer Glaubensausübung behindert. Sie hätten zu wenig Gotteshäuser und stießen auf Ablehnung bei Regierung, Verwaltung und Parteien.