Ostern mit PaulusDas Fest der Freiheit

Die Realität des bitteren Todes lässt sich auch christlich nicht überspielen. Das machte Paulus bereits der Gemeinde in Korinth klar. Trotzdem, ja gerade deshalb kann man mit dem Apostel im Glauben an Christi Auferweckung frohe Ostern feiern.

Wenn es um die Freiheit geht, um die Liebe und das Leben, wird Paulus zum Dichter. Er jubelt über die Herrlichkeit des Neuen Bundes: „Der Herr ist der Geist, und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (2 Kor 3,17). Er komponiert das Hohelied (1 Kor 13), um die Liebe zu feiern, die stärker ist als der Tod: „Jetzt schauen wir in einem Spiegel nur ein dunkles Bild; dann jedoch von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich aus Teilen, danach werde ich erkennen, wie auch ich erkannt bin“ (1 Kor 13,12). Wo er den Korinthern die Größe ihrer Hoffnung vor Augen führt, stimmt er ein Freudenlied an, das bestens zum Osterfest passt: „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? Des Todes Stachel ist die Sünde, der Sünde Kraft ist das Gesetz. Gott sei Dank, der uns den Sieg verleiht, durch Jesus Christus, unsern Herrn“ (1 Kor 15,54ff.).

Gegen die Unwilligkeit zu trauern

Paulus hat diese Verse wahrscheinlich während der Osterzeit geschrieben (1 Kor 16,8). Er beginnt den Ersten Korintherbrief mit einer Theologie des Kreuzes, weil er überzeugt ist, dass nur diejenigen den Sinn der Frohen Botschaft verstehen, die nicht die Augen vor der Passion Christi verschließen (1 Kor 1,18–2,16). Er endet mit einer Theologie der Auferstehung (1 Kor 15), weil er darum kämpfen muss, dass die Korinther nicht zu klein von Gott und nicht zu gering von sich selbst denken, von ihrem Leben, ihrem Tod und ihrer Hoffnung.

In Korinth glauben alle, dass Jesus „für unsere Sünden“ gestorben und dass er „auferweckt worden ist am dritten Tage nach den Schriften“ (1 Kor 15,3–5) – so denken anscheinend die Mitglieder der jungen Gemeinde. Die Wahrheit sieht jedoch anders aus. Sie mögen sich zur Auferweckung Jesu bekennen, aber was sie bedeutet, ist ihnen unklar. Insbesondere haben sie keine Vorstellung, was Ostern mit ihrem eigenen Leben und Sterben zu tun hat. Es gibt in der Gemeinde sogar „einige“, die sagen: „Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht“ (1 Kor 15,12). Nach wie vor erhält der einschlägige Satz des Glaubensbekenntnisses besonders geringe Zustimmungsquoten. Allerdings herrscht heute eher skeptisches Nichtwissen vor. Damals hingegen scheint es ein selbstbewusstes „Wissen“ gewesen zu sein, dass nicht sein kann, was nicht sein darf: Es darf für diejenigen, die zum Glauben an Jesus gekommen sind, keinen Tod geben; das ewige Leben beginnt schon hier und heute.

Wäre dies die ganze Wahrheit, würde frommer Zynismus herrschen: Der Tod wäre eine vernachlässigbare Kleinigkeit, das Leiden eine Sinnestäuschung, die Trauer eine falsche Emotion. Die Korinther, die von Paulus zitiert werden, scheinen sich vorgestellt zu haben, dass es eine Auferstehung der Toten nicht gibt, weil die Auferstehung entweder schon zu Lebzeiten oder nie und nimmer passiert.

Paulus denkt völlig anders: Es gibt keine Auferstehung ohne Tod – so wie es nach Gottes Willen auch keinen Tod ohne Auferstehung gibt. Wäre Jesus nicht wirklich gestorben und begraben worden, hätte auch seine Auferweckung keine Bedeutung. Der Auftakt des Briefes mit der Kreuzestheologie ist nicht vergessen, wenn Paulus zum Schluss von der Auferweckung der Toten spricht. Den Korinthern legt er deshalb mitten im Auferstehungskapitel nahe, sich ihrer Tränen nicht zu schämen, die sie der Verstorbenen wegen vergießen. Weil sie Grund zur Hoffnung haben, sollen sie auch fähig zum Trauern sein. Der Tod ist ein Feind der Menschen (1 Kor 15,26) – in jeder Gestalt: als Macht, die Leben zerstört, als Sünde, die versucht, die Liebe zu vergiften, und auch als Ende eines irdischen Lebens, das immer einen Abbruch von Beziehungen bedeutet, oft eine Qual ist und immer ein Schluss, selbst wenn es ein gnädiger Tod sein sollte.

Die Trauer hat einen Grund: die Liebe Gottes selbst. Das irdische Leben, das zu Ende geht, ist nicht wertlos. Es ist ein Leben, das Gott geschaffen, getragen und gewollt hat, aller Sünde zum Trotz. Jesus selbst hat sein Leben nicht weggeworfen, sondern hingegeben: aus Liebe (Röm 5,5ff.). Das ist der Glaube des Apostels. Dieser Glaube ist entstanden, weil Paulus überzeugt ist, Gott selbst habe ihm seinen Sohn, von den Toten auferstanden, offenbart: als Frohe Botschaft für alle (Gal 1,13–16; 1 Kor 15,1–11).

Der dritte Tag

Seinen Glauben an die Auferweckung Jesu drückt Paulus mit der Auferstehungshoffnung aus, die im Volk Israel aufgeblüht ist. Das österliche Siegeslied stimmt er mit Worten des Propheten Hosea an, in der griechischen Version der Bibelübersetzung (Hos 13,4). Bei Hosea hat Paulus auch den dritten Tag als Zeit der Wende zum Guten markiert finden können: „Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück, am dritten Tag richtet er uns wieder auf, und wir leben vor seinem Angesicht“ (Hos 6,2). Im Alten Testament ist die Auferstehungshoffnung allerdings keineswegs flächendeckend verbreitet; auch Hosea lässt sich anders lesen. Im Judentum der Zeit Jesu war die Auferstehung umstritten. Aber als Pharisäer hat Paulus sie kennengelernt – mit dem Blick auf das Ende aller Tage und im Gedächtnis allen Leids, das nicht das letzte Wort Gottes sein kann, sondern der Grund einer radikalen Neuschöpfung sein muss. Jesus, den Christus, hat Paulus als Vorboten und Grund dieser Hoffnung entdeckt.

Am Ostertag ist weder der Karfreitag vergessen noch der Gründonnerstag mit der Erinnerung an das Letzte Abendmahl; auch nicht der Karsamstag mit dem vollen Grab, das den Glauben mehr herausfordert als das leere, weil der Messias, der Retter, der Sohn Gottes wirklich gestorben ist – was allen Erwartungen, Hoffnungen und Denkmustern zuwiderläuft.

Es ist nicht die Verdrängung, sondern die Annahme des Todes, die zur Osterfreude führt. Paulus ist oft vorgehalten worden, ein Theologe zu sein, der Menschen ein schlechtes Gewissen macht, weil er es niemandem erspart, von der Sünde und vom Tod zu sprechen, vom Leid und von der Angst. Aber tatsächlich ist der Apostel ein Bote der Freude: nicht unbedingt des Spaßes, auch nicht der gelassenen Heiterkeit, die weglächelt, was schmerzen könnte. Paulus steht für die Dankbarkeit, von Gott bejaht zu sein, für die Zuversicht, am Ende nicht scheitern zu müssen, und für die Einstellung, die Glücksmomente des Lebens zu genießen, weil Gott in ihm zu entdecken ist. „Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Drangsal, beharrlich im Gebet“, schreibt er, wieder mit poetischem Schwung, den Römern (Röm 12,12). „Freut euch mit denen, die sich freuen; weint mit denen, die weinen“ (Röm 12,15). Die Fähigkeit, zu trauern, ist die Kehrseite der Fähigkeit, sich mit anderen zu freuen. Geteiltes Leid ist halbes Leid, sagt das Sprichwort, geteilte Freude ist doppelte Freude.

Die Taufe des Anfangs

Der tiefe Grund der Freude, die der Apostel teilt und verbreiten will, ist Gott selbst. Als Pharisäer war Saulus/Paulus schon vor Damaskus von der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes überzeugt. Nur hat er sie im schreienden Widerspruch zum Kreuz Jesu gesehen und deshalb „die Anhänger des Weges, Männer wie Frauen, … zu fesseln und nach Jerusalem“ zu bringen versucht, wie Lukas über den Christenverfolger schreibt (Apg 9,2). Die Vision auf dieser Jagd nach vermeintlichen Verrätern war seine persönliche Passion und sein persönliches Ostern. Jesus selbst hat Paulus bekehrt – nicht vom Juden zum Christen (was ein Anachronismus wäre), sondern von religiöser Gewalt zu religiösem Frieden.

Im Glauben an Jesus geht Paulus auf, welche Dimensionen Israels Gotteserfahrung hat, die sich im „Ich bin, der ich bin“ am brennenden Dornbusch (Ex 3,14) und im „Der HERR ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue“ auf der Höhe des Sinai ausspricht (Ex 34,6). Im Römerbrief schreibt der Apostel lapidar: „Wenn Gott für uns ist – wer kann gegen uns sein?“ (Röm 8,31). Er fährt fort, indem er, aus dem Blickwinkel des Osterglaubens, seine Glaubenserkenntnis ausspricht, dass die Sendung Jesu bis in den Tod hinein der Welt das Heil bringt: „Er, der seinen eigenen Sohn nicht geschont, sondern für uns alle hingegeben hat – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“ (Röm 8,32). Während viele fürchten, Gott sei so grausam, dass er von seinem Zorn erst ablasse, wenn ihm die größte Demut erwiesen würde, ist es nach Paulus gerade im Gegenteil so, dass Gott nicht nimmt, sondern gibt – und zwar in seinem ureigenen Sohn sich selbst. Jesus seinerseits ist nicht willenloses Objekt zur Demonstration des göttlichen Willens, sondern aktiv beteiligt: „Christus, der gestorben, mehr noch: der auferweckt worden ist – er sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein“ (Röm 8,34).

Im Osterjubel findet die Dankbarkeit für das Wirken wie das Leiden Jesu Ausdruck. Denn die Auferweckung bringt den Sinn des Lebens wie des Sterbens Jesu zum Ausdruck: Gottes Liebe einen Namen zu geben.

Wie Paulus selbst das Osterfest gefeiert hat, wird leider nicht überliefert. Aber wenn in der Osternacht die neutestamentliche Lesung aus dem Römerbrief zu Gehör kommt, lebt die Verbindung mit der Taufe auf, die von Anfang an zur Osterfeier gehört: „Wisst ihr nicht, dass wir alle, die wir auf Christus getauft sind, auf seinen Tod getauft sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit auch wir, so wie Christus von den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, im neuen Leben wandeln werden“ (Röm 6,3–4). Das Geheimnis der Erlösung heißt Anteilnahme: Jesus nimmt bis zum Letzten am Leben und Sterben der Menschen Anteil, so dass sie an Gottes Leben teilhaben, wenn sie im Glauben eins mit Jesus werden. Sie sterben seinen Tod, den er für sie gestorben ist; sie leben sein Leben, der er für sie von den Toten auferstanden ist. Wo die Taufe in einem großen Becken durch Unter- und Auftauchen vollzogen wird, wird diese Verheißung sinnfällig erfahrbar.

Neues Leben gibt es nicht ohne das Sterben des alten Lebens. Aber wenn das alte in Christus stirbt, entsteht neues Leben: Das ist die österliche Freudenbotschaft. Im Exsultet kommt sie mit heiterem Ernst zur Sprache: „Frohlocket, ihr Chöre der Engel … Lobsinge, du Erde … Auch du freue dich, Mutter Kirche…“ Im Osterlachen, das Gott sei Dank in den Osterpredigten wiederbelebt wird, löst sich die Anspannung der Passionszeit. Der Osterglaube ist nicht schwere Kost, sondern freudige Erleichterung.

Lobsinge, du Erde

Das Osterlachen befreit. Die Osterfreude ist ein Akt der Freiheit. Paulus ist nicht nur der erste Theologe, der die Auferweckung Jesu und ihren Zusammenhang mit der Auferweckung der Toten am Ende aller Tage bedenkt, sondern auch der Anwalt der Freiheit in der Bibel. In seinen Briefen wird die Freiheit erstmals zu einem Hauptwort des Glaubens.

Das Gottesvolk Israel lebt von der Erinnerung an den Exodus, die Befreiung aus Ägypten. Die Paschafeier formt dieses Gedenken im Judentum bis heute und prägt auch die christliche Osterfeier. In der Osternachtliturgie wird gelesen, was im jüdischen Pascha auflebt, wenn die Frage beantwortet wird, die der Jüngste im Kreise stellt: „Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?“ Am Gründonnerstag wird gelesen, wie der Todesengel Gottes die Erstgeburt der Ägypter schlägt und das Blut der Paschalämmer die Israeliten schützt (Ex 12). Am Osterfest wird gelesen, wie Israel durch das Schilfmeer zieht, die Streitmacht der Ägypter aber in den Fluten umkommt (Ex 14–15). Beide Lesungen lösen Fragen aus: Wie kann Gott so grausam sein?

Aber die Geschichten dürfen nicht historisiert, sie sollten auch nicht moralisiert werden. Beide Male liegt ein Akt der Notwehr vor, den Gott selbst ausübt, da keine andere Möglichkeit besteht, Israel aus der Unterdrückung zu befreien.

Umso wichtiger ist die christologische Übertragung. Sie beginnt bereits im Neuen Testament (1 Kor 10,1–13); sie wird von den Kirchenvätern vorangetrieben; sie soll helfen, den österlichen Sinn des Exodus zu entdecken: Blut wird vergossen, damit im Prozess der Erlösung die Gewalt des Todes nicht unsichtbar, sondern sichtbar gemacht wird – um der Opfer willen, deren Leid nicht ungeschehen gemacht werden kann. Aber in seinem Pascha vergießt Jesus nicht fremdes, sondern sein eigenes Blut – freiwillig: nicht leichtfertig, sondern notgedrungen, nicht todessehnsüchtig, sondern lebensnah. In diesem Geist der Versöhnung spricht Jesus beim eucharistischen Abendmahl über dem Becher, den er seinen Jüngern reicht, vom „Blut des Bundes“ (Mk 14,24; Mt 26,28 – mit Ex 24,8) beziehungsweise vom „neuen Bund in meinem Blut“ (Lk 22,20; 1 Kor 11,25 – mit Jer 31,31). Er lässt nicht andere für sich sterben, sondern stirbt selbst für sie, um ihnen durch sein Sterben das Leben zu bringen, das den Tod überwindet. So wird das Paschamahl zum Bild der Eucharistie und der Durchzug durchs Schilfmeer zum Bild für die Taufe: Ostern auf dem Weg ins Reich der Freiheit.

Die Stärke in der Schwäche

Die Freiheit, die Paulus verkündet, ist die Freiheit von der Sünde und vom Tod. Alle Menschen müssen sterben, auch diejenigen, die an Gott glauben. Aber sie brauchen, so Paulus, keine Angst vor dem Tod zu haben, weil sie ihn nicht als das absolute Ende, sondern genau so sehen können, wie ihn die Medizin bezeichnet: als „Exitus“, als Ausgang aus dem irdischen Leben, der, so Gott will, zum Eingang in das ewige Leben wird. Wer glaubt, darf hoffen – nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle Kreatur, für Mensch und Tier, für die ganze Welt (Röm 8,18–30). Freiheit vom Tod heißt: ihn annehmen können. Menschen können und dürfen sterben. Es gibt keinen Zwang, sie mit allen möglichen Mitteln am Leben zu erhalten. Gott wartet auf sie im Diesseits wie im Jenseits. Aber vor allem gilt: Menschen, die sterben müssen, dürfen leben. Es ist niederträchtig, sie in den Tod zu treiben, mit noch so verlockenden Angeboten. Dass der „Freitod“ ist, was er seinem Namen nach sein soll, darf bezweifelt werden. Denn es ist ein tragischer Selbstwiderspruch des Menschen, sich das Leben zu nehmen. Den Kirchen steht es nicht zu, den Stab über diejenigen zu brechen, die für sich so entschieden haben. Aber sie sollen eine positive Botschaft aussenden: Im Glauben entsteht nicht die Freiheit zum Tod, sondern vom Tod, einschließlich der Freiheit, sich von ihm nicht beherrschen zu lassen und ihm nicht das letzte Wort zu geben, sei es durch den Suizid, sei es durch dessen Verdammung als Todsünde.

Die Freiheit vom Tod geht bei Paulus mit der Freiheit von der Sünde einher (1 Kor 1,30; 2 Kor 5,21). Menschen, die an Jesus glauben, sind nicht besser als andere. Sie stehen in vielerlei Versuchungen, auch aufgrund ihres Glaubens. Sie begehen Fehler. Sie verstoßen gegen Gebote, die den Nächsten schützen sollen. Aber sie haben mit dem Evangelium einen moralischen Kompass, und sie gewinnen mit dem Sakrament der Versöhnung einen Ort, an dem sie ihre Sünden bekennen und Vergebung zugesprochen erhalten können. In der Osterzeit beichten gehen? Das kirchliche Gebot hat seinen tiefen Sinn.

Doch die konkreten Gebotsverstöße sind für Paulus nicht das entscheidende Problem. Tiefer reicht die Frage, wer die Menschen sind: dass sie sündigen, also auf Kosten anderer leben, so, als ob sie selbst Gott wären. Die Antwort, die Paulus im Licht des Glaubens gibt: Sie sind frei, aber sie versklaven sich durch den Missbrauch ihrer Freiheit, weil sie das, was Gott ihnen schenkt, als ihren Besitz betrachten, den sie nicht teilen wollen. Sie sind in ihrer Unfreiheit der Erlösung bedürftig, aber auch der Barmherzigkeit würdig, weil sie Menschen bleiben, Gottes Geschöpfe, auch wenn sie unmenschlich handeln. Deshalb ist die Todesstrafe widersinnig, auch wenn sie erst vor kurzem im Katechismus der katholischen Kirche eindeutig verdammt worden ist.

Der Tod übt sein Unrechtrechtsregime durch die Sünde aus; denn sie zerstört Leben: das der anderen und das eigene. Sie ist deshalb im Osterlied des Apostels der „Stachel“ des Todes, der Schmerzen zufügt wie der Hieb eines Viehtreibers oder der Stich eines Skorpions (1 Kor 15,56). Die „Sünde“ aber ist keine ideale Größe; sie benutzt sogar das „Gesetz“, um ihre „Kraft“ zu entfalten, weil es den Blick auf die Weisheit Gottes in der Torheit des Kreuzes verstellen und von denen, die sich auf ihren Gesetzesgehorsam verlassen, als Mittel der Selbstrechtfertigung missbraucht werden kann.

Der „Sieg“, den Paulus Ostern feiert, ist der Triumph der Freiheit. Jesus ist ein Siegertyp, weil er in seinem Tod und seiner Auferstehung das Böse durch Gutes besiegt hat (Röm 12,21). So können alle, die mit Christus Ostern feiern, auch selbst zu den Siegern gehören: die sich nicht von anderen sagen lassen, was sie zu denken und zu tun haben, sondern sich in all ihrer Schwäche auf Gottes Stärke verlassen können, der „uns nicht für den Zorn bestimmt hat, sondern für das Erlangen des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus“ (1 Thess 5,9).

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