Coronation

(Ort der Handlung ist Deutschland)

Frau Bodden oben, die jetzt

ihre beiden Töchter unterrichtet,

aber auch den halben Tag

im Wiener Caffeehaus

Kuchen verkauft.

Silwia kommt und putzt

und ihr Mann Paolo

hat solange die drei Kinder.

Unbeirrbar wie immer:

Klaus und Thomas rollen den grauen Müllcontainer über den Granit

und die beiden Polizisten im Corsa:

einer lacht, einer hebt lässig

die Hand zum Gruß.

Wie sie heißen, wissen wir gar nicht.

Morgens um kurz nach halb sechs bringt Herr Johanns

wie immer den Tagesspiegel,

die Süddeutsche und die FAZ.

Seelenruhig kassiert Frau Kaiser

beim Edeka an der Ecke

und kann ja auch nichts dafür,

dass keine Tempo-Tücher mehr da sind.

Nach dem Home-Schooling werfen Jacqueline und Juliane wieder Zettel in die Briefkästen

„Wir kaufen für Sie ein, rufen Sie einfach an“.

Herr Doktor Heintz beseitigt den

Abszess, der dem kleinen Kevin

diese Zahnschmerzen macht

und Pater Hans bringt vorsichtig

die Krankenkommunion

zu den beiden Schwestern Grüterich.

Harry lässt den Bus halten

und macht entspannt die Rampe klar,

Frau Dieterich muss hinten mit dem Rollstuhl raus.

Harry macht dann Pause

an der Endstation,

ein Brötchen und einen Milchkaffee hat

Julia bei Steinecke schon für ihn fertig, wo Karolin jetzt wegen Krankheit fehlt.

Irgendwo im Altenheim spricht

Schwester Gisela mit Frau Krüger

das Abendgebet und singt noch

„Der Mond ist aufgegangen“ mit ihr,

und dann auch noch mit

Frau Dörnefeld, mit Frau Jannsen

und mit Herrn Feinberg,

der jetzt immer so weint.

Hier ist der Deutschlandfunk.

Hören Sie nun zum Tagesausklang

die Nationalhymne.

Um null Uhr

folgen dann die Nachrichten.

Markus Barth

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