Eigentlich sollten im 21. Jahrhundert in einem an der Vernunft und den wissenschaftlichen Erkenntnissen orientierten Glaubensverständnis die magischen Vorstellungen abgedankt haben, wonach der Mensch bittet, betet, opfert – und Gott mit übernatürlichen Eingriffen in die Welt reagiert: hoffentlich positiv. Wenn nicht, dann – so die übliche „Entschuldigung“ – wisse er ja, wozu das gut ist.
Trotz der aufgeklärten Kritik werden jene religionsübergreifenden Sichtweisen weiterhin in archaischen Frömmigkeitsformen gepflegt, ja als plausibel erachtet. So haben Polens Bischöfe angesichts der akuten Trockenheit zu Gebeten für Regen aufgerufen. Infolge der Dürre seien viele tausende Hektar Ackerland von Zerstörung bedroht. Befürchtet werden Preissteigerungen für Lebensmittel und negative Folgen für Polens Export, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Stanisław Andrzej Gądecki von Posen: „Deshalb wende ich mich an alle Gläubigen und Menschen guten Willens mit der Aufforderung, beharrlich und inständig zu beten, um Regen zu erflehen.“ Die Gläubigen sollten darauf vertrauen, dass Gott die Gebete erhöre.