Millionen Mädchen und Frauen wurden während des Zweiten Weltkriegs und unmittelbar danach durch Soldaten vergewaltigt. Alle Armeen haben solche Verbrechen begangen, aber selbst 75 Jahre nach Kriegsende wird das Leid der Opfer kaum bedacht. Die Überlebenden sexualisierter Gewalt haben niemals irgendeine Form von Unterstützung, Entschädigung oder Gerechtigkeit erfahren, erklärte die Ärztin und Frauenrechtlerin Monika Hauser. „Deswegen geht es uns um die Anerkennung dieses Leids. Wir wollen darauf hinweisen, was damals geschehen ist“, so die Gründerin der Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale.
Betroffene hätten meistens mit niemandem über die schrecklichen Geschehnisse reden können. „Es gab keinerlei angemessene psychosoziale Unterstützung, Traumata konnten nicht verarbeitet werden.“ Die Opfer der Gewalt hätten oft Schutzmechanismen aufgebaut, um im Alltag weiterbestehen zu können. „Dazu gehörte die Vermeidung von Emotion. Sie waren oft beziehungsunfähig, auch ihren Kindern gegenüber.“
Diese negativen Denkmuster seien oft als „transgenerationales Trauma“ an die Kinder und Enkelkinder weitergegeben worden. „Sie prägen unsere Gesellschaft bis heute, werden quasi mit der Muttermilch aufgesogen.“ Dabei sei die systematisch angewendete sexualisierte Gewalt gegen Frauen nicht nur ein Phänomen des Zweiten Weltkriegs, sondern Bestandteil nahezu jeder kriegerischen Auseinandersetzung.