Demokratien sind auch in Afrika erfolgreicher als Diktaturen, sagt Nic Cheeseman, britischer Politikwissenschaftler, in der „Neuen Zürcher Zeitung“. Bisher schien es, als seien autokratische Staaten wie Äthiopien oder Ruanda wirtschaftlich effizienter. „Bei Autokratien muss man auf jeden Fall sehr skeptisch gegenüber den offiziellen Zahlen sein. Sehr wahrscheinlich hat Ruanda in den letzten Jahren deutlich weniger Fortschritte gemacht als angegeben“, gibt Cheeseman zu bedenken. Auch Äthiopien als einstiges Modell für einen erfolgreichen autoritären Staat entwickelt sich gerade in Richtung Demokratie: „Die Führung der Regierungspartei hat begriffen, dass sie mit Repression allein die Stabilität des Landes nicht länger aufrechterhalten kann.“ Für Cheeseman muss ein Staat ganz bestimmte Kriterien erfüllen, um überhaupt von einem autokratischen Führungsstil zu profitieren: „Es braucht vor allem ein äußerst starkes, von der Gesellschaft unabhängiges Regime, das nicht zuletzt die vorhandene Korruption in produktive Bahnen lenken kann und das fähig ist, eine kluge Wirtschaftsplanung womöglich gegen den Widerstand der Arbeiterschaft durchzudrücken.“ In Ruanda waren diese Bedingungen kurzzeitig erfüllt, „aber nirgendwo sonst in Afrika scheint das möglich – auch Äthiopien konnte das Modell nicht lange aufrechterhalten“.