Zu allen Zeiten in der Menschheitsgeschichte gab es Machtmissbrauch. Dennoch sind nicht so sehr die Menschen gefährlich, die „sehr bewusst Macht anstreben und mit der Macht, die sie haben, umgehen können“, vielmehr eher jene, „die Macht haben, aber diese Macht und auch ihre Freude an der Machtausübung nicht richtig wahrnehmen“. Macht sei „an und für sich weder gut noch schlecht“. Entscheidend ist, „wofür und auf welche Weise“ sie gebraucht wird, schreibt der Philosoph Michael Bordt in der Zeitschrift „Jesuiten“. Das betrifft die Wirtschaft ebenso wie die Politik, insbesondere aber auch Führungskräfte in der Kirche.
Im Selbstverständnis dieser Gruppen komme Macht häufig nicht vor. „Sie denken von sich selbst, dass sie gestalten wollen, Verantwortung übernehmen oder dienen möchten. Aber es ist klar: Hinter all diesen wohlklingenden Formulierungen liegt im Kern der Wunsch nach Macht, also der Wunsch, darüber (mit)entscheiden zu können, was andere denken, glauben, für richtig halten, fühlen oder tun sollen. Wer sich seiner Macht und seines Bedürfnisses nach Machtausübung bewusst ist, kann damit umgehen. Wer sich dessen nicht bewusst ist, richtet oft, ohne es zu wollen, großen Schaden an.“