Der syrisch-orthodoxe türkische Medizinprofessor Christian Murat Dilmener war ein Arzt aus christlicher Leidenschaft. Zur medizinischen und pflegerischen Behandlung armer Patienten hatte er Freiwilligendienste in orthodoxen Gemeinden seiner Heimatstadt Mardin im Südosten der Türkei und in Istanbul gegründet. Nun ist der 78-jährige Internist, der als „Arzt der Armen“ verehrt wurde, selber an Corona gestorben. Hunderte Ärzte, Studenten und Mitarbeiter der Universität Istanbul nahmen an einer Toten-Gedenkfeier auf dem Campus teil. Dilmener war der erste syrische Christ, der als fest angestellter Professor an einer medizinischen Fakultät in der Türkei lehrte.
Vor sechs Jahren hatten die türkischen Behörden Ermittlungen gegen Dilmener und 135 weitere Ärzte eingeleitet, die ohne Genehmigung mittellose Patienten kostenlos in einem öffentlichen Krankenhaus behandelten. Die Vorwürfe, öffentliche Gelder verschwendet zu haben, um diese Initiative zu unterstützen, erwiesen sich als haltlos.
Die südosttürkische Region Mardin gehört zum Kernland der syrisch-orthodoxen Kirche. Ihr Patriarch hat seinen Sitz heute zwar in Damaskus, doch vom 13. Jahrhundert bis 1933 befand er sich im Kloster Mor Hananyo in der Nähe von Mardin. In den letzten Jahren sind viele Glaubensgeschwister aus dem vom Krieg zerstörten Syrien in jene Gegend geflohen.