Als China Millionen von Masken, Corona-Tests, Thermometern und Beatmungsgeräten nach Afrika spendete, waren die Reaktionen geteilt. Besonders Länder mit schlechtem Gesundheitssystem freuten sich über die dringend benötigte Ausrüstung. Kritik kam vor allem von Journalisten, die auf die vielen afrikanischen Forschungsgruppen und Unternehmen aufmerksam machen wollten, die bereits selbst die Initiative ergriffen hatten. Afrika sei deshalb nicht auf Hilfe von außen angewiesen. „Jedes Land braucht neben globalem Zugang auch lokale Lösungen“, erklärt Melinda Suchard, die am südafrikanischen Institut für übertragbare Krankheiten mit ihrer Arbeitsgruppe im April erstmals im südlichen Afrika das Erbgut des Corona-Virus entschlüsselte.
Auch in anderen afrikanischen Ländern wird intensiv geforscht, die Demokratische Republik Kongo ist trotz mangelnder Gesundheitsversorgung und Bürgerkrieg an der Spitze der Forschung. „Die hohe Zahl der Gensequenzierungen erklärt sich durch die Entwicklung von Laboren während des Ebola-Ausbruchs im Land“, berichtet die kenianische Zeitung „The Star“.
Auch das Problem der fehlenden Ausrüstung versuchen Ingenieure aus Ruanda und dem Südsudan zu lösen, indem sie notdürftige, aber funktionsfähige und vor allem günstige Beatmungsgeräte entworfen haben. „Wir haben einen Appell an afrikanische Wissenschaftler und Erfinder gerichtet, die den lokalen Kontext verstehen – und das Interesse ist groß“, berichtet die Afrika-Direktorin der Weltgesundheitsorganisation Matshidiso Moeti. Zuvor gab es zum Beispiel im Südsudan nur vier Geräte – bei einer Bevölkerung von elf Millionen Menschen. Auch in Kenia werden neuerdings Beatmungsgeräte hergestellt, und Textilunternehmen haben auf die Produktion von Masken umgeschwenkt. Für die dortige Handelsministerin Betty Maina ist das ein Beweis, dass „lokale Hersteller wichtiges medizinisches Material herstellen können, wenn es darauf ankommt“.
Manchmal geht der Erfindergeist aber auch zu weit. In Madagaskar startete eine klinische Studie zu einem traditionellen Kräutertrunk, der als „Covid-Organics“ gegen das Corona-Virus wirken soll. Die Weltgesundheitsorganisation warnte bereits davor: Die afrikanische Bevölkerung hätte „Medikamente verdient, die nach denselben Standards geprüft wurden wie in der restlichen Welt“.