Vom blauen Planeten bis zur blauen Stunde, vom Blaulicht der Rettungsautos bis zur blauen Blume der Romantik – diese Farbe macht „für das Auge eine sonderbare und fast unaussprechliche Wirkung“, wie schon Goethe meinte. Die Künstler um den „Blauen Reiter“ – wie auch mystische Traditionen – sahen sie als die Farbe der Transzendenz. In den üblichen Farbtherapien steht sie für das Geistige, Spirituelle. Freilich: So blau der Himmel und das Meer auch sind, ansonsten dominieren andere Farben in der Natur.
Kai Kupferschmidt, studierter Biomediziner und Wissenschaftsjournalist, geht dem Phänomen nicht zuletzt naturwissenschaftlich nach. Entstehung und Struktur der Farbe Blau werden gut verständlich erschlossen, auch ihr Platz im System der Farben und ihrer Wahrnehmung wird thematisiert. Präzise Informationen und kluge Zitate, hilfreiche Schaubilder und zahlreiche Abbildungen ergänzen einander. Steine, Pflanzen, Tiere – so die Überschriften – markieren die Felder, in denen man „blau“ sehen und machen kann. Nachvollziehbarer wird, was Mineralien und Menschen, Falter und Früchte, Vögel und Käfer „schön“ verbindet. Dieses Buch, liebe- und kunstvoll gestaltet, wirbt für genaueres Sehen und Wissen, nichts als ein Geschenk.