Der Vater des abendländischen Mönchtums, Benedikt von Nursia, war „Laie“, kein Priester. Auch Franziskus von Assisi war kein „Geweihter“. Ignatius von Loyola begann die „Gesellschaft Jesu“ mit seinen Gefährten ebenfalls als „Laie“ – und wurde erst später zum Priester geweiht. Bei allen großen Ordensgründungen war das entscheidende und erste Charisma, als „Brüder“, als Nicht-Geweihte den christlichen Glauben zu leben, Zeitgenossen von der Nachfolge Jesu zu überzeugen, sie zu stärken, ihnen das Christsein zu erschließen. Doch im Lauf der Zeit wurde das Ordensleben immer mehr „verpriesterlicht“. Ein herber Verlust der ursprünglichen Berufung, schlichtweg „Bruder“ zu sein.
Darauf weist ein Beitrag des Missio-Magazins „Kontinente“ hin. Während es vor fünfzig Jahren weltweit noch ungefähr 80000 Brüder als Ordensmänner gab, sind es heutzutage bloß noch 50000. Fast überall werden Ordenspriester höher angesehen, haben sie größeren Einfluss, während „Brüder deutlich weniger Wertschätzung“ erfahren, so der Redakteur Franz Jussen. Brüder haben „im Bewusstsein der Führungskräfte oft keinen Platz“, wird der Präsident des Instituts für fortgeschrittene katholische Studien an der Universität Südkaliforniens, der Marianist James Heft, zitiert. Dabei wurde das religiöse Leben bis ins zwölfte Jahrhundert hinein wesentlich von Laien geprägt, dann aber lebten die Brüder in den Klöstern als „zweiter Stand“, den Klerikern nachgeordnet. Eine Aufgabe der Brüder war es, zum Beispiel durch ihre wirtschaftliche Tätigkeit den Priestern den Rücken freizuhalten, damit diese frei und unabhängig sind, das Wort Gottes zu verkünden, ohne Rücksicht auf Mächtige oder Reiche, auf die Honoratioren einer Gesellschaft nehmen zu müssen.
Ähnlich seien auch in neuerer Zeit noch viele der aktiven Brüder in den Orden eingetreten im Bewusstsein, die Ordenspriester zu entlasten. „Sie sind oder waren als Handwerker aller Art tätig, als Gesellen und Meister, als Gärtner, Köche, Landwirte, Verwaltungsfachleute, aber ebenso als Lehrer, Pfleger, Ärzte, Rechtsanwälte, Architekten, Bibliothekare oder Erzieher – Aufgaben, für die die Orden heute immer öfter Leute anstellen müssen, weil es keinen Brüdernachwuchs mehr gibt. Und all diese Berufe fehlen heute auch zunehmend in den Missionsorden, die in der Vergangenheit mit Hilfe ihrer Brüder eine großartige Infrastruktur auf den Missionsstationen weltweit aufbauen konnten.“
Die besondere Berufung der Brüder wurde insbesondere in den entwickelten Nationen auch dadurch geschwächt, dass Aufgaben in Krankenhaus oder Schule vom Staat übernommen wurden. Sterben die Brüder in den Ordensgemeinschaften aus? Es wäre ein schwerer Verlust für das Christsein, für das besondere klösterliche beziehungsweise mönchische Charisma, weltliche Aufgaben mit einem intensiven geistlichen Leben zu verbinden.