Der Geist Jesu Christi ist und bleibt Gottes Geist. Und dieser Geist des Unfassbaren, Unendlichen, Unermesslichen wirkt nicht nur in der Christenheit, sondern – so schon auf der ersten Seite der Hebräischen Bibel beim Uranfang (Gen 1,2) – in der ganzen Schöpfung, überall. Gottes Geist wirkt auch nach dem Neuen Testament, „wo er will“ (vgl. Joh 3,8), und kann in seiner Wirksamkeit von keiner Kirche beschränkt werden. Mit anderen Worten: Er wirkt nicht nur in der Christenheit, sondern in der ganzen Welt…
Gerade die Auffassung vom Geist also ermöglicht es dem Christen, die Bewahrung christlicher Identität mit der Bejahung der religiösen Pluralität, also christliche Konzentration mit universaler Humanität, zu verbinden. In solch offener Haltung kann der Christ Menschlichkeit, Gesellschaftlichkeit und Religiosität überall, wo sie sich findet, anerkennen.
Hans Küng in: „Das Christentum. Wesen und Geschichte“, „Sämtliche Werke“, Band 16 (Herder, Freiburg 2018)