„Rassismus wird in unserer Lebensweise schon viel zu lange toleriert.“ Das sagte der katholische Erzbischof José Gómez von Los Angeles zur Tötung des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz. Minutenlang hatte ein weißer Polizist sein Knie mit Gewalt Floyd in den Nacken gedrückt, was einen Kreislauf-Zusammenbruch verursachte. Laut einem von der Familie beauftragten medizinischen Gutachten war die Blut- und damit Sauerstoffzufuhr ins Gehirn blockiert. Gemäß der offiziellen Autopsie könnten eine Herzvorerkrankung sowie Drogenkonsum ebenfalls eine mitursächliche Rolle für den Todeseintritt gespielt haben.
Die von der grausamen polizeilichen Gewaltanwendung über Fernsehen und die sozialen Netzwerke verbreiteten Bilder lösten insbesondere unter der schwarzen Bevölkerung eine anhaltende Protestwelle mit heftigsten Unruhen aus. Diese zeigen „berechtigte Frustration und Wut“ vieler, die „Erniedrigung, Demütigung und ungleiche Chancen nur wegen ihrer Rasse oder Hautfarbe erleben“, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende. Die Ungleichbehandlung belaste viele Bereiche der amerikanischen Gesellschaft. Nicht nur in den Vereinigten Staaten fragen sich zunehmend besorgte Bürger, wohin sich die Supermacht Amerika innen-, sozial- und kulturpolitisch entwickelt – oder tragischerweise nicht entwickelt.
Gómez verurteilte allerdings auch die gewaltsamen Ausschreitungen protestierender Mobs als „selbstzerstörerisch“. „Gemeinden niederzubrennen und zu plündern, die Lebensgrundlagen unserer Nachbarn zu ruinieren, bringt die Sache der Rassengleichheit und der Menschenwürde nicht voran.“