Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh 6,48). Wir beziehen das Wort „Wer von diesem Brot isst“ meist auf die Hostie, als ob es allein um dieses Stück Brot ginge. Dieses Brot ist Zeichen für die Wirklichkeit Leben. Diese Wirklichkeit Leben verbirgt sich unserem leiblichen Auge. Im Brot soll sie uns aufleuchten. Und so, wie sie uns im Brot aufleuchtet, soll sie uns in allem aufleuchten, was existiert. Es gibt nichts, in dem nicht das Göttliche aufleuchtet. Ob wir es erkennen oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Brot ist nur herausgehoben, damit wir an dieser Wirklichkeit erkennen, dass es in allem aufleuchtet.
Wer das erfährt, der geht mit großer Ehrfurcht durch das Leben. Und geht mit allem sehr ehrfürchtig um. Wenn wir dieses Leben, das im Bilde des Brotes Ausdruck findet, in uns befreien können, verwandelt es uns und die Welt. Dann hindern wir Gott nicht mehr, in uns und durch uns zu leben.
Willigis Jäger (1925–2020) in: „Klang des Göttlichen“ (Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2015)