Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.“
Wen würde diese Stelle aus dem Lukasevangelium nicht berühren?… Hier wird das Allergöttlichste im Allermenschlichsten sichtbar. Wer diese Stelle von innen her erlebt, sich von ihr bewegen, umfangen und verändern lässt, der wird von Gott zu Gottes und zum eigenen Herzen geführt. Sich trotz Schuld, Versagen oder purer menschlicher Begrenztheit als versöhnt und geliebt zu erleben, eröffnet das wahre Leben. Versöhnt mit sich, der eigenen Schuld, mit der eigenen Vergangenheit und Gegenwart, versöhnt mit denjenigen, die an mir schuldig geworden sind; versöhnt mit Gott, der mich so – mit diesem Körper, dieser Geschichte, diesen Eltern, Verwandten und Zeitgenossen – in diesen Moment der Geschichte gestellt hat: Das ist das Fundament für ein gelingendes, menschliches und christliches Leben.
Jene Stelle ist eine Kurzformel für die Sorge und Zuwendung Gottes zu den Menschen. Sie ist der Kern der Botschaft Christi und der tiefsten Versöhnung, die er uns spenden kann.
Hans Zollner (Jesuit, Präsident des Kinderschutzzentrums an der Universität Gregoriana in Rom, in: „Dein Wort – Mein Weg. Alltägliche Begegnung mit der Bibel“, 3/20)