Kirche verfolgt keinen Selbstzweck, sondern eine einzige Aufgabe: das Zeugnis der Person und Sendung des Jesus aus Nazaret, der uns von Gott Kunde gebracht hat. Dies kann ihr gelingen, wenn sie einmütig zusammensteht, wenn sie im Gebet verharrt, sprich den Dauerdialog mit Gott sucht, und wenn sie nicht um sich kreist, sondern das Licht, sprich den Geist, von oben erwartet. Kirche ist also nur temporäres Werkzeug, nicht Ziel. Das sei allen, die sich über Kirche aufregen, zum Trost gesagt.
Existiert, was man nicht sieht und hört, oder handelt es sich nicht vielmehr um ein Phantom? Würde nur existieren, was man konkret sieht, so müsste der Chirurg bei der Kopf-OP vermelden, er habe keinen Verstand gefunden.
Nein, Gottes Geist existiert. Wo Gottes Geist wirkt, da bleibt kein Stein auf dem anderen, da gewinnt Leben eine Dimension und Qualität und dringt in Tiefenschichten vor, die ihm bis dahin fremd waren.
Bernhard Kirchgessner in: „Barmherzigkeit hat ein Gesicht“ (Herder, Freiburg 2016)