Das lebendig geschriebene Buch des sozial engagierten Pfarrers Franz Meurer aus den östlichen Kölner Stadtteilen Höhenberg und Vingst beschreibt, was es alltags- und gemeindekonkret, stadtteil- und ökumenebezogen heißen kann, dass Gottes Lieblinge die Armen sind. So redet der Autor um die mitunter drastischen Facetten der Armut, die ihm täglich begegnen, nicht herum: „Was ich nun berichte, glaubt kaum eine oder einer, aber es ist wahr. Manche kaufen Hundefutter in Dosen, weil es billiger ist als Leberwurst und so ähnlich schmeckt.“ Dabei führen die Bedürfnisse der Menschen, die er anschaulich beschreibt, zu einer Caritas, die Gemeinschaft im christlichen Sinn ermöglicht und alle Beteiligten ihre Würde spüren lässt.
In der gemeindeeigenen Fahrradwerkstatt ist das zu erleben: Die einen spenden die Räder, die anderen erlangen größere Mobilität; die einen verwirklichen sich mit ihren Reparaturfähigkeiten, die anderen sparen durch das Geschenkte ihr Geld für wichtigere Anschaffungen; die einen verantworten die Werkstatt, die anderen dürfen sich mit ihrem neuen Fahrrad sozial tiefer integriert fühlen als zuvor. Kurzum: „Die Werkstatt erzählt ohne Worte die Geschichte von Menschen und Gott.“ In ähnlicher Weise kommt Meurer mehrfach auf ein stadtteilumgreifendes Ferienprojekt („Kinderstadt“) zu sprechen, bei dem etwa 150 Gruppenleiter drei Wochen im Sommer mit 600 teilnehmenden Kindern verbringen. In diesem Rahmen sind Gebete und Gottesdienste genau so selbstverständlich wie Lagerfeuer und Currywurst.
Franz Meurer und seine Gemeinde verwirklichen eine „aufsuchende Seelsorge“, die sozialraumorientiert für den gesamten Stadtteil offen ist und sogar eine Messe auf dem Rummelplatz einschließt. Die „Hauptamtlichen sind die Ersten, die sich bücken“, und „nicht die Bestimmer“. Gerade weil er im Rahmen des Seelsorgeteams die Gemeinden von Höhenberg und Vingst für die „Menschen im ‚Maschinenraum‘ der Gesellschaft“ sensibilisiert, wirkt seine Grundposition glaubhaft: „Unser Produkt ist Service.“ Auch an Selbstbewusstsein fehlt es diesem Kirchenmann, der in seinem auto- und gemeindebiographischen Buch den Glutkern des Christentums veranschaulicht, ohne dabei die großen kirchlichen Strukturfragen zu lösen, nicht: „Was ich im Kleinen versuche, macht der Papst im Großen.“