Es ist meine Hoffnung, dass Liebe nicht verloren gehen kann und dass „meine“ Toten auf eine mir nicht erklärbare Weise „bei mir“ sind. Solche Hoffnung ist kein Besitz. Sie klopft oft leise, sehr leise an, und wir wissen über längere Zeit nicht, ob sie uns zu tragen vermag. Sie ist nicht unangefochten. Es gibt Phasen der Unsicherheit und wiederkehrender Zweifel, aber immer wieder einmal dürfen wir vielleicht in dieses Vertrauen zurückkehren. Diese Welt, das Leben auf dieser Erde ist nicht alles. Diese Aussage zu wagen, ist nicht gegen unseren Verstand gerichtet. Ich möchte sie verstehen als etwas, das über die Grenzen unserer intellektuellen Fähigkeiten hinausgeht.
Antje Sabine Naegeli in: „Trauernacht und Hoffnungsmorgen. Wege durch eine schwere Zeit“ (Verlag Herder, Freiburg 2019)