Was für ein Frühjahr! Spontan kommt es einem fast so vor, als wäre es ersatzlos ausgefallen. Corona ausbremsen, lautete das Gebot der Stunde. Die Politik verordnete Maßnahmen, die kaum einer heutzutage für möglich gehalten hätte. Die Bürger sollten zuhause bleiben, und sie kamen dieser Aufforderung meist bereitwillig nach. Sie nahmen sogar noch weitere Einschränkungen fast klaglos hin. Schlagbäume gingen runter. Schulen blieben geschlossen, Kinos und Theater ebenso, Restaurants, Freizeit- und Sportstätten… Auch Gottesdienste waren zeitweise untersagt. Stillstand überall, Lockdown, Lähmung. Nicht nur die wirtschaftlichen Folgen sind derzeit noch völlig unabsehbar.
Zugleich war dieses Frühjahr auch die Zeit – und daran merkt man, dass es eben doch nicht ausgefallen ist –, in der große Fragen aufgekommen sind. Was hat die Corona-Seuche mit unserer Lebensweise zu tun, mit der überhitzten Globalisierung, mit der Ausbeutung der Schöpfung? Wer und was ist eigentlich „systemrelevant“ in unserer Gesellschaft? Zu welcher Normalität wollen wir zurück – oder neu hin? Wie gehen wir damit um, dass uns dieser unsichtbare Winzling an unsere Sterblichkeit erinnert hat? Wächst das „Wir“, die Solidarität? Oder stellen wir uns noch mehr gegeneinander?
All die Fragen haben auch eine religiöse Dimension. Und man hätte sich gewünscht, dass sich die Kirchen hier stärker zu Wort melden. Doch sie blieben leider vieles schuldig. Diskutiert wurde trotzdem, nicht zuletzt allwöchentlich im CHRIST IN DER GEGENWART. Einladungen zum Weiterdenken bieten auch die neuen Bücher, die in diesen Wochen erschienen sind. Lesen hilft, auch nach dem Lockdown. .