Im äußeren Bereich erleben wir eine unabsehbar vielfältige Wirklichkeit, der wir selber angehören und deren Wesen uns immer staunenswerter wird, immer mehr Ehrfurcht gebietend, je mehr wir sie erforschen. Die Ehrfurcht gehört aber einem inneren Bereich an, der dem äußeren zugeordnet erscheint wie eine Innenansicht einer Außenansicht. Im Inneren geht es nicht um die Erfahrung von Gegenständen, sondern um die Begegnung mit einem Gegenüber, jenem Du, welches unserem Ich-Sagen erst Sinn gibt.
Sowohl äußere wie innere Erfahrung konfrontieren uns also mit einer unergründlichen Wirklichkeit, auf die hin wir durch unsere Sinne und durch unsere Sehnsucht nach Sinn ausgerichtet sind. Auf diese Wirklichkeit weist das Wort „Gott“ hin. Vom persönlichen Erleben ausgehend stoßen wir also auf den Offenbaren, der aber offenbar unergründlich bleibt.
David Steindl-Rast in: „99 Namen Gottes“ (Tyrolia-Verlag, Innsbruck 2019)