Weil das Christentum darauf fußt, dass Gott sich offenbart hat, sei das Thema „Unfehlbarkeit“ eine bleibende, ständige Anfrage an alle Kirchen: „Pochen wir auf den Besitz von Wahrheit?“ Das schreibt der alt-katholische Geistliche Harald Klein in „Christen heute“, der Zeitung seiner Kirche. Offenbarung sei eher als „ein Berühren ..., ein Funkensprung“ zu verstehen. „Auf keinen Fall ist es eine Übergabe von Steintafeln...Immer neu muss um die Form und Sprachgestalt der christlichen Wahrheit gerungen werden.“ Wenn sich jemand für unfehlbar erklärt, sich „im Besitz“ der Wahrheit wähnt, sei dies „nur ein hilfloser Versuch, Sicherheit zu gewinnen oder vorzuspiegeln. Er lebt von der Vorstellung, man käme ohne Selbstkritik und Infragestellung eigener Positionen im Leben zurecht. Er lebt von der Sorge, nichts mehr wert zu sein, wenn man eigene Behauptungen zurücknehmen oder korrigieren müsste.“
Vor 150 Jahren erhob das Erste Vatikanische Konzil die Unfehlbarkeit des Papstes, wenn er eine feierliche Entscheidung (ex cathedra) in Glaubens- und Sittenfragen trifft, zum Dogma. Die Alt-Katholiken gingen letztlich aus dem Protest dagegen hervor.