„Es gibt viele junge Menschen, die sich mit Religion, Theologie und Kirche auseinandersetzen wollen. Das Fach steht nach wie vor hoch im Kurs. Aber die katholische Kirche als Arbeitgeber – das will so gut wie keiner mehr.“ Zu diesem Ergebnis kommt der Sozialethiker und Experte für statistische Entwicklungen in der katholischen Theologie Bernhard Emunds. In den vergangenen 25 Jahren sank die Zahl der Theologiestudenten in Deutschland um nur sieben Prozent – während die Zahl der Kirchenmitglieder in diesem Zeitraum um etwa ein Fünftel zurückgegangen ist. Was aus dieser Rechnung allerdings nicht hervorgeht: Die allermeisten katholischen Theologiestudenten wollen Religionslehrer werden. Nur ein verschwindend geringer Teil (Laientheologen und Priesterkandidaten) schließt das Studium mit der Konzentration auf allein dieses Fach und einem Diplom- oder Magistertitel ab. 2018 waren es hundert Personen, vor 25 Jahren mehr als siebenhundert.
Ob es für diese geringe Zahl noch knapp zwanzig voll ausgestattete Fakultäten braucht, ist umstritten. Schon im Juni schlug eine Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz vor, die Ausbildung der wenigen Priesteramtskandidaten auf drei Standorte zu beschränken (vgl. CIG Nr. 26, S. 274). Für Emunds ein gefährlicher Schritt: „Schon für die ‚Reproduktion‘ der Theologie als Wissenschaft braucht es ausreichend viele Fakultäten, die den wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden.“ Bistümer aller Kontinente schickten talentierte Theologen zur Fortbildung nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz. Denn die Theologie im deutschsprachigen Raum habe weltweit noch immer „eine hohe wissenschaftliche Reputation und Bedeutung“.