„Wenn das Christentum nur noch Institution ist, ein Sammelbecken großartiger Theorien, dann bleibt es nicht aus, dass Menschen der Kirche und dem Christentum den Rücken kehren.“ Das befürchtet der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Es reiche nicht aus, dass Priester und Kirchenführer „mit gewandten Worten oder mit schlauen Argumentationen“ von Gott erzählen. Stattdessen soll die Kirche ein Ort der persönlichen Gotteserfahrung werden. Die oft geforderte zeitgemäße Form der Verkündigung müsse mehr sein als „eine schöne neue Verpackung“. Sie müsse aus dem Glaubensalltag, von Gottesnähe und persönlichen Zweifeln erzählen. Dafür brauche es in Leitungspositionen Personen, die „etwas erfahren haben“.
Kohlgraf erinnerte an eine Äußerung Karl Rahners, dass der Fromme von morgen ein Mystiker sein werde, oder er werde gar nicht mehr sein. Er werde jemand sein, der Gott erfahren hat, oder er höre auf, Christ zu sein. Heute „spüren wir deutlich, dass Karl Rahner Recht hatte“, so der Bischof. „Jemand muss Erfahrungen im Glauben machen, er muss erfahren, wie schön es sein kann, an Gott zu glauben. Wie gut es ist, zu einer Glaubensgemeinschaft zu gehören. Dann wird er sich für den Glauben interessieren. Dann wird er Christ bleiben.“