Die weltweit umstrittene Umwandlung der Hagia Sophia vom Museum zur Moschee ist auch in der türkischen Politik auf Widerspruch gestoßen. Der frühere Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu wandte sich, laut Newsletter der „Konrad-Adenauer-Stifung“, direkt an seinen Parteifreund Erdoğan: „Hör auf, unsere heiligen Symbole als Ausweg zu nutzen, wenn Du in der Klemme steckst. Die Hagia Sofia ist nicht Dein persönliches Druckmittel.“ Auch weite Teile der Bevölkerung sehen den Schritt als politisches Manöver, um von der verheerenden Wirtschaftslage der Türkei abzulenken.
Überraschenderweise stieß die Umwandlung ausgerechnet in den Kreisen der offiziell säkularen Oppositionsparteien CHP und HDP auf Unterstützung. Das könnte allerdings auch nur eine Reaktion auf die teilweise als ungerecht empfundene Kritik aus dem Ausland sein, gegen die die Politiker ihre Regierung in Schutz nehmen. Obwohl die Hagia Sophia jetzt eine Moschee ist, soll sie für Besucher geöffnet bleiben. Die eindrucksvollen Mosaiken sollen nach aktuellem Stand erhalten bleiben, aber während der Gebetszeiten verdeckt werden. Ob das Gebäude auf der Liste des Unesco-Welterbes verbleibt, ist noch offen.