Die orthodoxe Kirche und die katholische Kirche in Weißrussland hielten sich bis Redaktionsschluss mit Äußerungen zum Wahlausgang zurück. Angeblich hat der seit 1994 amtierende, autokratisch regierende Präsident Alexander Lukaschenko mehr als achtzig Prozent der Stimmen erhalten, was stark bezweifelt wird. Allerdings ist nicht klar, ob er ohne Manipulationen nicht ebenfalls eine – wenn auch kleinere – Mehrheit erzielt hätte. Nicht klar ist außerdem, welche Wirkung die über die sozialen Netzwerke organisierten Proteste und Tumulte der Opposition schlussendlich haben werden. Seit jeher geht das Regime brutal mit psychischem und physischem Druck, mit Verhaftungen und möglicherweise sogar Auftragsmorden gegen die Opposition vor.
Angelika Schmähling vom Osteuropa-Hilfswerk Renovabis sagte im Domradio, bezogen vor allem auf die katholische Kirche: „Die Kirche ist sehr vorsichtig, sie positioniert sich nicht politisch, das ist zu gefährlich. Die Kirche hat sich mit dem Status quo arrangiert, so kann sie halbwegs gut leben. Es gibt Schwierigkeiten, aber es funktioniert.“ Aufgerufen wurde recht allgemein zu Gebeten für eine „friedliche Beilegung aller Probleme“, zu Dialog.
Knapp sechzig Prozent der weißrussischen Bevölkerung bezeichnen sich als gläubig. Von diesen Gläubigen gehören rund achtzig Prozent der orthodoxen, etwa zehn Prozent der katholischen Kirche an.