Megakonzern Kirche?Monopole

Was früher die Kirche war ist heute Google? Über Aufstieg und Fall von Monopolen.

Manche Diktaturen kündigen sich nicht mit Aufmärschen und Waffengewalt an, sondern mit höflichen Fragen. „Möchten Sie zulassen, dass wir auf Ihre Daten zugreifen können?“ So oder so ähnlich liest man das immer öfter, egal ob man sich eine App herunterlädt oder einen neuen Fernseher anschließt. Facebook, Google, Huawei – jeder interessiert sich für uns. Und für die Mikrofone und Kameras, die wir auf Handys und PCs in unseren Alltag geholt haben. Daran, dass unsere Telefone wissen, was wir gekauft haben, und uns immer passende Werbung einblenden, haben wir uns schon gewöhnt.

Aber in letzter Zeit hat der Druck der großen Konzerne deutlich zugenommen. Wer im Homeoffice saß, musste sich plötzlich ein Google-Konto anlegen, um an Video-Konferenzen teilzunehmen. Die offizielle Corona-Warnapp funktioniert nicht auf älteren Modellen: Wer sich sicher fühlen will, braucht ein Smartphone der neuen Generation. Aktuell wird am Karlsruher Institut für Technologie eine Künstliche Intelligenz herangezüchtet, die Videoaufzeichnungen von Menschenmengen analysiert und Alarm schlägt, wenn jemand keine Maske trägt. „Die Leistung der KI und Datenschutz sind widerstrebende Ziele“, gibt Studienleiter Niklas Kühl in der „Badischen Zeitung“ zu. Trotzdem könnte der Algorithmus demnächst in Zügen oder Einkaufszentren eingesetzt werden. Ein weiteres Auge, das uns von oben im Blick behält.

Es ist vielleicht kein Zufall, dass man so schnell in religiöse Bilder verfällt, wenn man über die Mächte der digitalen Welt spricht. Denn es gab mal eine Zeit, da war die Kirche ein Mega-Konzern, an dem niemand vorbeikam. Eine Zeit, als Beichtväter all die Geheimnisse kannten, die heute Google sammelt. Und so wie moderne IT-Riesen entscheiden, was alles in die Cloud kommt, bildeten sich damals manche ein, das Himmelreich nach Belieben verwalten zu können. Auch der Kirche stieg ihre Monopolstellung irgendwann zu Kopf, sie mischte sich in jeden Lebensbereich ihrer „Kunden“ ein. Würdenträger missbrauchten ihre Macht für schreckliche Verbrechen. Kein Wunder, dass viele diesem „Konzern“ den Rücken kehrten. Die Bibel stellt sich übrigens sehr direkt gegen jedes irdische Machtmonopol. Das gefährlichste Tier der Offenbarung ist jenes, das „die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen“ zwingen kann, sein Zeichen anzunehmen, wenn sie weiter am öffentlichen Leben teilnehmen wollen (Offb 13,16). Einen Unterschied gibt es aber zwischen der Kirche, die gerade eine schwere Lektion in Demut lernen muss, und den Online-Riesen, die sich daranmachen, ihre Macht auszubauen: Die Angebote der Digital-Konzerne gelten immer öfter nur noch als Abo-Modell, bis eine neue Version auf dem Markt ist. Die Verheißung der Kirche gilt für immer.

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