Bereits der Prozessauftakt im sogenannten Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach hat unerträgliche Details sexueller Gewalt gegen Kinder zutage gefördert. Angeklagt ist ein 43-jähriger Mann, der sich vor allem an seiner eigenen Tochter vergangen haben soll. Ausgehend von dem Fall stießen die Ermittler auf ein weitverzweigtes Netzwerk von Gewalttätern im Internet. „Was ist das für eine Gesellschaft, in der solche Fantasien entstehen, in der der Wunsch, sie auszuleben, durch Anstand, Menschlichkeit nicht aufgehalten wird“, fragt der Journalist Wulf Rüskamp. In der „Badischen Zeitung“ analysiert er: „Die sogenannte sexuelle Befreiung, die ja sadistische Neigungen einschließt, mag ihren Beitrag leisten, weil sie nur zu oft Sexualität und Moral entkoppelt. Andererseits ist sexualisierte Gewalt heute auch in der Ehe strafbar, das Selbstbewusstsein der Frauen ist in diesem Punkt deutlich gewachsen: Suchen sich deshalb Männer mit sadistischer Neigung leichtere, verfügbarere Opfer? Oder ist das Dasein als Mann heute derart in der Krise, dass sich Männer bar aller Hemmungen an Schwächeren vergreifen? Oder muss man doch jeden Fall einzeln erklären, wie es Psychiater und Psychologen vor Gericht tun?“ Was auch immer solche Taten begünstige – die weitgehende Anonymität im Internet gehört dazu –, es muss klar sein: „Unzweifelhaft ist es Aufgabe der Gesellschaft, ihre Kinder vor diesen Tätern zu schützen.“