Als scharfsinniger Diagnostiker gegenwärtiger Verhältnisse bekannt und geschätzt, legt der Kölner Theologe Hans-Joachim Höhn einen Gesamtentwurf seiner Glaubens- und Weltsicht vor. Das Besondere daran ist der konsequent schöpfungstheologische Ansatz, in den hinein und von dem her auch die Christusbotschaft entfaltet wird.
Höhn nimmt die Bibel schon von ihrer ersten Seite her beim Wort: Der Hymnus auf die grundsätzliche Gutheit der Schöpfung ist nicht in Konkurrenz zu den Naturwissenschaften zu lesen, sondern als „Weltakzeptanzreflexion“. Es gibt etwas in der menschlichen Existenz, was sozusagen von vornherein zustimmungsfähig und zustimmungswürdig ist; und das gilt für die Gegebenheiten des Daseins in der Welt im Ganzen. Sie sagen und zeigen uns etwas, von ihnen geht Be-Deutung aus. „Vom Versprechenscharakter der Schöpfung“ ausgehend, gehört durchgehend ein radikales Vernunftvertrauen zur Musik dieser Glaubenssumme: Das, worum es im Glauben geht, muss mindestens als nicht unvernünftig dargestellt werden können. „Ohne eine gemeinsame intellektuelle Währungseinheit“ können Christen ihren Glauben nicht sach- und zeitgemäß verstehen und vermitteln. Theologie „muss auch Verfahren erörtern, die zur Erkenntnis führen, was diesen Aussagen zugrunde liegt und sie rechtfertigt“.
Genau diese intellektuelle wie spirituelle Redlichkeit macht Höhns Werk grundlegend aus. Wenn Mensch und Welt immer schon etwas sagen und zumal der Mensch sich „im Wort“ vorfindet, kommt der Sprache eine elementare Bedeutung zu. Und das prägt auch Höhns Stil: klare Begrifflichkeit und Argumentation, möglichst nah an den Phänomenen des normalen Lebens, stets um „Geltungsanspruch und Wahrheitswert“ bemüht, und ohne Kirchenjargon und „frommes“ Gerede. Und ein weiterer Vorzug: wirkliche Zeitgenossenschaft, ständig im Gespräch mit anderen Wissenschaften und nahe am Puls der Zeit, ohne sich je der Mode zu unterwerfen. Denn Welt als Schöpfung geschieht jetzt und fortwährend.
Natürlich erfordert solch eine Quintessenz jahrelangen Forschens und Lehrens aufmerksame und auch geduldige Lektüre. Aber Komposition und Konzentration des Werkes bieten schon dem schnellen Leser fruchtbare Impulse, etwa zur Gottesfrage, zum Christusbekenntnis oder für die Sakramentenpastoral. Gleich zu Beginn stehen im Rahmen der grundlegenden Schöpfungstheologie kostbare Seiten zum Gebet. Gute Theologie ist eben immer voller Spiritualität und stets praxisorientiert, und das zeigt sich nicht zuletzt in genauer Zeitgenossenschaft und in präzisem Denken.