OrthodoxieDepardieu jetzt orthodox

Gérard Depardieu wird orthodox - und lässt sich taufen. Zum zweiten Mal? Über das unterschiedliche Taufverständnis in Ost- und Westkirche.

Der französische Schauspieler Gérard Depardieu, der starke Sympathien für die russische Kultur hegt, angeblich mit Wladimir Putin befreundet ist und vor sieben Jahren die russische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, ist nun in die russische orthodoxe Kirche eingetreten. Laut Nachrichtenagentur „Ria Nowosti“ wurde der 71-Jährige – mit einem Wohnsitz unter anderem in Nowosibirsk – in der Pariser Aleksandr-Newskij-Kathedrale getauft.

Depardieu hatte seine Zuwendung zum Christentum und sein Interesse an einer Vertiefung des Glaubens bereits zu Beginn des dritten Jahrtausends zu erkennen gegeben. Damals trat er auf einer Tournee mit Lesungen aus den „Bekenntnissen“ des Konvertiten und Kirchenlehrers Augustinus öffentlich auf und versammelte dazu viele Zuhörer. Aus den aktuellen Berichten geht allerdings nicht hervor, ob er als Kind katholisch getauft worden war, ob es sich in Paris also um eine tatsächliche „Wiedertaufe“ gehandelt hat. Eventuell wurde der Schauspieler bloß „unter der Bedingung“ getauft, dass eine frühere Taufe ungültig oder gar nicht gegeben war.

Die Frage der „Wiedertaufe“ ist ein heikles, selten offen angesprochenes Problem im ökumenischen Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche. Die orthodoxe Haltung hält es mit Übertritten aus einer anderen Kirche je nach Region und Tradition unterschiedlich, abhängig davon, ob die bisherige Glaubensgemeinschaft als häretisch oder durchaus als rechtgläubig betrachtet wird. In vielen orthodoxen Kirchen ist es üblich, übertrittswillige Katholiken allein durch das Beten des Glaubensbekenntnisses ohne den westkirchlichen Zusatz über den „Ausgang des Heiligen Geistes auch vom Sohn“ (Filioque) aufzunehmen. Diese Praxis war bereits im Russischen Reich des 19. Jahrhunderts üblich, als zahlreiche Katholiken in die orthodoxe Kirche übertraten. Momentan gibt es aber auch – je nach ökumenischer beziehungsweise antiökumenischer Gesinnung – Tendenzen zur „Wiedertaufe“. Auf Zypern wurde vor kurzem eine Gruppe philippinischer Arbeitsmigrantinnen bei der Aufnahme in die orthodoxe Kirche noch einmal getauft.

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