Mit ihrem Versprechen, die Interessen der Benachteiligten zu vertreten, sind Rechtsnationalisten vor allem in Ostdeutschland erfolgreich. Schuld seien die dortige Armut und politische Bedeutungslosigkeit, heißt es immer wieder. Durch Daten lässt sich das jedoch nicht belegen. Wenn Ostdeutsche sich benachteiligt fühlen, ist das „nicht auf persönliche ökonomische Not zurückzuführen“, sagt der Münsteraner Soziologe Detlef Pollack unter Berufung auf eine Umfrage. Ebenso sei es bei der Politik. „Auch, wenn sie sich heute häufig als Opfer stilisieren: Die Ostdeutschen haben sich von der friedlichen Revolution bis heute als politisch einflussreicher Akteur erwiesen“.
Zur Zeit der DDR hätten die friedlichen Proteste und besonders die Massenflucht entscheidend dazu beigetragen, dass die SED-Regierung den Rückhalt verlor. Ebenso habe die ostdeutsche Bevölkerung die Wirtschafts- und Währungsunion mit der Bundesrepublik wesentlich vorangetrieben.
Ungeachtet der wirtschaftlich und politisch günstigen Lage versuche heute eine Minderheit, „den Diskurs der Unterprivilegierung in die Öffentlichkeit zu tragen und sich zum Anwalt aller Ostdeutschen zu machen.“ So seien die AfD und die Pegida-Demonstrationen erfolgreich. Man bediene sich zwar realer Erfahrungen von Missachtung, greife jedoch auch zurück auf bloße Gefühle der Unterlegenheit und „Formen der Selbststigmatisierung“. Laut Umfragen habe „sich die Mehrheit der Ostdeutschen längst in die bundesrepublikanische Demokratie eingefädelt“.