Konnten in alttestamentarischen Zeiten mehr Menschen lesen und schreiben als angenommen? Darauf deuten Tonscherben hin, die in den Ruinen einer judäischen Festung gefunden wurden. Obwohl sie aus einem kleinen Militärposten stammen, lassen sich darauf zwölf Handschriften entziffern, wie die Zeitschrift „Plos one“ berichtet. Bisher war man davon ausgegangen, dass die Bevölkerung im sechsten Jahrhundert vor Christus mit Ausnahme von hochrangigen Gelehrten aus Analphabeten bestand.
Diese Erkenntnis könnte auch die Diskussion über die Entstehungszeiten biblischer Bücher befeuern. So gibt es bereits eine Debatte darüber, „ob die Bücher Deuteronomium, Josua, Richter, Samuel und Könige in den letzten Tagen des Königreichs Juda oder nach der Zerstörung des Ersten Tempels durch die Babylonier zusammengestellt wurden“. Wenn ein bedeutender Teil der Bewohner des Königreichs Juda lesen und schreiben konnte, könnten die Texte bereits hier festgehalten worden sein.