Kommunion ökumenischScheinvollmacht

Überlegungen des deutschen Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen zur Mahlfrage wurden - wieder einmal - von Rom zurückgewiesen.

Rom sagt Nein. Wieder. Diesmal werden Überlegungen des deutschen Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen zur Mahlfrage, zu einer wechselseitigen Gemeinsamkeit am Tisch des Herrn zurückgewiesen. Das biblisch, liturgiegeschichtlich, amtstheologisch und theologisch mit starken Argumenten sehr differenziert und umfassend erarbeitete Dokument wurde vor einem Jahr veröffentlicht (CIG Nr. 39/2019). Gemäß Glaubenskongregation soll es wegen ungeklärter Fragen Makulatur werden. Auch das Theologen-Gremium weist auf noch zu klärende Sachverhalte in den katholisch-evangelischen Beziehungen hin. Dieser Rest aber hat, wie schon Karl Rahner und Heinrich Fries zusammen mit vielen weiteren Theologen-Generationen nachwiesen, kein ernsthaft trennendes Gewicht mehr, was jetzt noch deutlicher hervortritt.

Faktisch handelt es sich beim Einspruch und Widerspruch – ob aus Rom oder von einzelnen Bischöfen – immer um dieselbe Leier, die durch noch so viele Wiederholungsschleifen nicht überzeugender wird. Zum Beispiel dass Kommuniongemeinschaft ohne volle Kircheneinheit nicht gehe. Bei welchem Thema auch immer: Die beharrende Lehrautorität meidet Argumentationsautorität und flüchtet sich in reine Behauptungsautorität. Derart dezisionistische Behauptungstheologie hat den bestens begründeten und sehr plausiblen Reformvorschlägen geistig, intellektuell offenbar nichts mehr entgegenzusetzen. Außer eben Willkür, je nach Perspektive der ablehnenden Art: Es war noch nie so; oder es war schon immer so. Die Kirche habe keine Vollmacht, dies oder das zu tun. Dann aber sind Argumente machtlos und zwecklos. Wozu dann überhaupt noch wissenschaftliche Theologie, Forschung!

Dabei gilt freilich auch: Ganz Genaues weiß niemand. Vieles an der christlichen Entwicklung der Frühzeit bleibt mangels Quellen im Dunkeln. Gewisse Indizien wiederum sprechen für erstaunliche Vielfalt und Erfindungsreichtum sowohl bei der allmählichen Entstehung geistlicher Ämter als auch bei der Herausbildung des Sakramentalen. Rätselhaft bleibt die Linie vom Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern über nachösterliche Gemeinschaftsmähler, in Anlehnungen etwa an antike griechische und jüdische Mahlfeiern, bis hin zu rituell-sakralen christlichen Kultfeiern. Gibt es die direkte Linie überhaupt? Warum soll es heute angesichts völlig neuer Herausforderungen ans Glaubensbewusstsein keine Entwicklung geben dürfen? Eine Lehrautorität, die sich der Argumentationskraft verweigert, hat sich in den Augen vieler Christen längst ins Abseits geschossen. Die behauptete Vollmacht ist zu einer Scheinvollmacht degeneriert. Tragisch und traurig gerade für die dringend notwendige Erneuerung des Christseins global, im Geist und in der Wahrheit. CIG

Lesen Sie hier auch einen Bericht über die Stellungnahme des Vatikan.

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