Nach der Inbetriebnahme des ersten Krematoriums in Griechenland hat die orthodoxe Kirche eine Kampagne gegen Feuerbestattungen gestartet. Diese seien ein heidnischer Brauch, der „dem Geist der Heiligen Schrift widerspricht“, heißt es in einer vierseitigen Denkschrift, die in allen Kirchen des Landes verteilt wurde. Darin untersagt der Heilige Synod kirchliche Trauerfeiern für alle, die ihren Leichnam verbrennen lassen. Verstorbene seien kein Müll, den man einfach „im Feuer entsorgen“ dürfe, formuliert die Kirchenleitung darin drastisch.
Bis zum letzten Herbst war Griechenland der einzige europäische Staat ohne Krematorium. Wenn jemand in seinem Testament eine Verbrennung bestimmt hatte, mussten seine Angehörigen die Einäscherung in einem Nachbarland, etwa in Bulgarien, organisieren. Etwa 3000 entsprechende Fälle habe es jährlich gegeben.
„Dass sie die Feuerbestattung ablehnt, begründet die orthodoxe Kirche offiziell mit dem Glauben an die leibliche Auferstehung der Toten“, schreibt der in Athen lebende Journalist Gerd Höhler in der „Frankfurter Rundschau“. Neben diesem religiösen Grund könnten aber auch finanzielle Erwägungen eine Rolle spielen, vermutet er. Mit der Lockerung der Bestattungsformen verliert die Kirche eine feste Einnahmequelle. Dies sei ein ähnlicher Vorgang wie die Einführung der zivilen Eheschließung in den achtziger Jahren, schreibt Höhler.