Der neue russisch-orthodoxe Metropolit in Minsk, Benjamin Tupeko, hat sich in einem Interview einer Stellungnahme zur Lage in Weißrussland und zu den Massenprotesten gegen Diktator Alexander Lukaschenko entzogen. Politik sei „ein sehr komplexes Feld“, sagte er ausweichend. Die Aufgabe des Klerus sei es, „über Tugend und Sünde zu sprechen, über den Weg zur Besserung, über die Überwindung der Sünden und Fehler der Vergangenheit und Gegenwart, zur Einheit aufzurufen, unsere Gesellschaft auf der Grundlage christlicher und geistlicher Werte zu vereinen.“ Auch in dieser Zeit müssten die Geistlichen vorrangig „allen Menschen das Wort Gottes verkünden“. Dann werde „alles in Ordnung kommen, und dann werden alle Spannungen abgebaut und die richtigen Lösungen gefunden werden“.
Der aus Russland stammende Amtsvorgänger Benjamins, Exarch Pawel Ponomarjow, war zuvor überraschend zurückgetreten und vom Heiligen Synod in Moskau mit dem Metropolitansitz im südrussischen Krasnodar betraut worden. Die Gründe für den Rückzug sind nicht klar. Pawel hatte dem weißrussischen Staatschef Lukaschenko nach dessen manipulierter Wiederwahl gratuliert. Auch war er auf Distanz zu den Massenprotesten gegangen, hatte dann aber Opfer der Polizeigewalt gegen die friedlichen Demonstranten im Krankenhaus besucht und eine „gerechte Untersuchung der Straftaten“ gefordert. Der neue Minsker Metropolit Benjamin ist der erste gebürtige Weißrusse – also Nicht- Russe –, der die weißrussische Kirche in den 31 Jahren ihres Bestehens leitet.