Am Anfang der Begegnung Gottes mit dem Menschen steht der Satz: „Du bist mein Kind“, im Indikativ, in der Wirklichkeitsform. Es ist nicht der Satz „Du sollst mein Kind sein“, nicht der Imperativ. Es geht bei diesen Worten um das Ur-Element der Anerkennung und Wertschätzung, wertschätzen vor werten. Sein vor Sollen. Indikativ vor Imperativ, das ist nicht nur ein wohlklingender pädagogischer Trick. Aus christlicher Sicht ruft Gott den Menschen zuerst beim Namen, und er nennt seinen Namen. Gott selbst nennt seinen Namen, stellt sich vor.
Heiner Wilmer in: „Trägt. Die Kunst, Hoffnung und Liebe zu glauben“ (Verlag Herder, Freiburg 2020)