Mitten in der ersten Corona-Welle beendeten die Medizinhistoriker Heiner Fangerau und Alfons Labisch, beide Mitglieder der Leopoldina, diese kompakte, mit Anmerkungen und Literatur versehene Analyse über Pandemien in Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Selbstverständlich gingen sie dabei auch auf die aktuelle Seuche ein. Diese bedrohe, so schreiben sie, das „Lebenselixier“ örtlicher, regionaler und globaler Gesellschaften: Handel, Wandel, Kontakte und Kommunikation. Den Forschern zufolge gehört Corona wie Malaria zu den „echten Killern“. Zudem hat uns Covid-19 aus dem Traum von einer stets beherrschbaren Natur gerissen.
Im überzeugenden Schlusskapitel empfehlen die Autoren, von einer „rein reaktiven Gefahrenabwehr“, wie sie bereits die Territorialstaaten der Frühen Neuzeit betrieben, auf ein dem digitalen Zeitalter würdiges vorsorgendes Denken und Handeln umzuschalten. Dazu gehört, gefährliche Krankheitserreger und Infektionen am Entstehungsort einzudämmen, eine weltweite ideologiefreie Vernetzung der Forschung zu ermöglichen und präventive Maßnahmen zu treffen, die sich aus einer sorgfältigen Analyse der Pandemie ergeben. Da weder in der Wissenschaft noch in Politik und Gesellschaft die Ethik zu kurz kommen sollte, endet die Darstellung mit dem Aufruf: „Wir haben uns entschieden, jeden Einzelnen zu retten. Handeln wir danach!“
Auch heute ist Covid-19 (noch) nicht berechenbar. Solche Ungewissheit macht Angst. Dagegen empfahl bereits die zweifache Nobelpreisträgerin Marie Curie: „Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen.“ Dazu leistet dieses Buch einen wichtigen Beitrag.