Georg Langenhorst als SchriftstellerDer alte Pfarrer und seine Feinde

Der vierte Fall für Kommissar Kellert – ein neuer Kirchen-Krimi als willkommene Ablenkung von all dem Schweren derzeit.

Der Auftakt erinnert an Carl Zuckmayers „Fastnachtsbeichte“ von 1959. Nur ist es hier kein junger Mann im Karnevalskostüm, der einen Beichtstuhl betritt und mit den Worten „Ich armer, sündiger Mensch…“ tot zusammenbricht. In diesem Krimi ist es ein alter Dorfpfarrer. Als er bei der Kommunion aus dem Kelch trinkt, fällt er tot vor dem Altar nieder. Bei Zuckmayer ist zufällig ein betagter Arzt in der Kirche, der im Rücken des Toten einen Dolch entdeckt. Auch unter den Besuchern der Frühmesse in der Gemeinde Polzingen, die sich nur in einem Buchstaben vom mittelfränkischen Polsingen unterscheidet, befindet sich ein älterer Medzinier. Er untersucht den Toten und diagnostiziert einen Giftmord.

In 33 Kapiteln, die vielleicht an die mutmaßlichen Lebensjahre Jesu erinnern sollen, entfaltet Georg Langenhorst die Suche nach dem Täter. Es ist sein vierter Kriminalroman und der vierte Fall des 52-jährigen Kriminalhauptkommissars Bernd Kellert. An Stelle eines Vorworts werden alle Figuren aufgeführt. Der Autor präsentiert nicht sich, sondern wie bei einem Theaterstück seine Protagonisten.

Der Titel, der sich an die Vorgänger-Bände „Toter Dekan – guter Dekan“, „Toter Regens – guter Regens“ und „Toter Chef – guter Chef“ anlehnt, führt ein wenig in die Irre. Denn der ermordete Vitus Mooslechner war auch schon zu Lebzeiten ein guter und angesehener Pfarrer. Aber selbst ein guter Pfarrer hat Feinde, wie die dreiköpfige Mordkommission zu hören bekommt. Bei ihren Recherchen erfahren die Kriminalisten viel über die Soziologie einer Dorfgemeinde und noch mehr über kirchliche Ämter und die „Binnenproblemchen“ der katholischen Kirche. Denn der Roman ist 2020 erschienen, und da dürfen Verweise auf den Synodalen Weg, auf Maria 2.0 oder ein kleiner Seitenhieb auf den Kölner Erzbischof nicht fehlen. Viele Reizthemen wie der weibliche Diakonat, das Frauenpriestertum und das Kirchenasyl kommen zu Wort. Der Ermordete gehört zur 68er-Generation, und sein Gegenspieler ist ein junger Vikar, der die Kirche hinter das Zweite Vatikanische Konzil zurückführen möchte.

Man tut dem Verfasser wohl nicht Unrecht mit der Vermutung, dass er selbst diese Rolle rückwärts ablehnt. Den Professor für Didaktik des Religionsunterrichts kann Langenhorst als Autor nicht verhehlen. Auf anschauliche Weise erfahren die Leser viel über Kirche und Theologie, ein Wissen, das inzwischen nicht mehr Allgemeingut ist. Manche Exkurse, die auch die Lebensumstände der Kommissare berühren, verlangen ein wenig Geduld. Doch bis zum Ende bleibt die Spannung, wer unter den gut zehn Verdächtigen der Täter sein könnte. Selbst die gewieften Ermittler enttarnen ihn nicht. Er verrät sich zum Schluss durch seinen „Selbstmord“. Ein Tipp: Erhellend ist der in Ich-Form verfasste Prolog, der beginnt: „Gibt es Gott? Ja oder Nein!“ Man beachte das Ausrufezeichen.

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Langenhorst, Georg

Toter Pfarrer – guter PfarrerMord am Altar

Echter Verlag, Würzburg 2020, 293 S., 14,90 €

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