Hinfliegen, feiern und bloß keine kritischen Fragen stellen? Laut „Amnesty International“ muss das Konzept der Städtepartnerschaft neu überdacht werden. „Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es vor allem Partnerschaften, um in Westeuropa Konflikte zu überwinden und die jüngere Generation in Austausch zu bringen. Über die Jahre sind globalere Partnerschaften entstanden und damit auch andere Situationen“, sagte Peter Burk von „Amnesty“ in der „Badischen Zeitung“. „Das ist eine Entwicklung, die wir neu bewerten müssen.“
So sind deutsche Städte in den vergangenen Jahrzehnten auch immer wieder Partnerschaften mit Städten in diktatorisch geführten Ländern eingegangen, in denen Oppositionelle unterdrückt, gefoltert oder mit der Todesstrafe bedroht werden – etwa dem Iran. Burk fordert neue Strategien im Umgang mit solchen Partnerstädten.
Für manche Politiker seien die Menschenrechtsverletzungen vor Ort ein „vollkommen blinder Fleck“. Dabei könnte es sich lohnen, den Austausch zu suchen und Missstände offen anzusprechen. Was sich auf kleinster politischer Ebene erreichen lässt, sähe man an anderer Stelle. „Schauen Sie sich das mal beim Klimaschutz an: Da versuchen die Städte, sehr viel zu machen, von unten. Eine ähnlich strukturierte Menschenrechtsarbeit kann ich nicht erkennen.“