Wenn Studenten wegen der geforderten Corona-Abstandsregeln nicht in ihrer Bibliothek oder auf dem Universitätsgelände recherchieren können, weichen sie derzeit gelegentlich in leerstehende Kirchen aus. Etwa in die Wiener Votivkirche, die die dortige Universität als alternativen Arbeitsraum nutzt. Für den Sozialrechtler Wolfgang Mazal ist das keine „Entweihung des Sakralraums“, sondern im Gegenteil sogar eine willkommene Gelegenheit, junge Menschen an die Kirche heranzuführen.
„Für mich ist die Metaphorik des Geschehens interessant“, schreibt er in der Wochenzeitschrift „Die Furche“. „Haben nicht schon oft Mangelsituationen zum Betreten einer Kirche geführt? Wenn aktuell Platzmangel Studenten in Kirchenbänke bringt, eröffnet das diesen die (für manche erstmalige?) Chance, mit allen Sinnen die Wirkung eines sakral gestalteten Raumes zu erfahren.“ Die religiösen Symbole, das Spiel von Licht und Akustik und die Geschichte des Gebäudes könnten „Fragen auslösen“, die über das Universitätsleben hinausweisen.