Rosenkranz-GebetDer Jesus-Rosenkranz

Das Rosenkranz-Gebet lädt dazu ein, mit Maria die Ereignisse aus dem Leben Jesu zu meditieren. Schon im letzten Jahr machten wir dazu den Vorschlag, Kernsätze aus dem jeweiligen Sonntagsevangelium zu verwenden (vgl. CIG Nr. 48/2019). Auch im neuen Lesejahr B, das am ersten Advent beginnt, lässt sich der Rosenkranz auf diese Weise jesuanisch gestalten.

Reihengebete mit regelmäßigen Wiederholungen sind uralt und in vielen Traditionen verbreitet. Vielleicht gab es sie sogar schon vor den Hochreligionen. Denn durchlöcherte Steine, die an Schnüren getragen wurden, gehören zu den ältesten Funden der Menschheit. Wir atmen, schlafen, essen, leben in regelmäßiger Wiederholung. Das Rosenkranzgebet nimmt diesen Rhythmus des Lebens auf. Es wurde von dem Karthäusermönch Dominikus von Preußen (1382–1461) in Trier um 1400 „erfunden“. Es eignet sich für jeden Einzelnen, der warten muss, beim Arzt, auf den Bus, im Verkehrsstau, aufs Einschlafen…

In der jetzigen Form ist es seit 1572 üblich. Dabei werden die Gebete in folgender Reihe gesprochen (vgl. „Gotteslob“ Nr. 4): Es beginnt mit einem Kreuzzeichen, dem Glaubensbekenntnis sowie einem „Ehre sei dem Vater“, der Anrufung des dreifaltig-dreieinen Gottes und dem Vaterunser. Es folgt das dreimalige Ave Maria („Gegrüßet seist du Maria“), dem in der Mitte nach dem Namen Jesu jeweils eine Bitte eingefügt ist: „der in uns den Glauben vermehre“, „der in uns die Hoffnung stärke“ sowie „der in uns die Liebe entzünde“. Abgeschlossen wird dieser Dreischritt mit dem Vaterunser sowie dem „Ehre sei dem Vater“. Nun beginnen die Betrachtungen der Rosenkranz-„Geheimnisse“. Eingeleitet werden sie jeweils mit einem Vaterunser, ihm folgen zehn Ave Maria mit einem Relativsatz, der sogenannten Betrachtung, nach dem Namen Jesu.

Statt der klassischen „Geheimnisse“ schlagen wir vor, Kernsätze aus dem jeweiligen Sonntagsevangelium einzusetzen. So lässt sich das, was wir am Sonntag in der Eucharistiefeier hören, die ganze Woche meditieren. Indem wir einen Satz über sieben Tage und über alle fünf Gesätze hinweg wiederholen, prägt er sich ein, kann ohne Buch immer wieder aufgerufen werden und wird siebenfältig. Für das Lesejahr B kann dies so klingen:

Advent, Weihnachten, Neujahr

1. Adventswoche: „Gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes Jesus, der wiederkommen wird mit großer Macht und Herrlichkeit“; 2. Adventswoche: „den Johannes der Täufer angekündigt hat“; 3. Adventswoche: „von dem Johannes der Täufer als Licht der Welt Zeugnis gegeben hat“; 4. Adventswoche: „den Du, o Jungfrau, bei der Botschaft des Engels vom Heiligen Geist empfangen hast“; Weihnachten: „den Du, o Jungfrau, im Stall von Bethlehem geboren hast“; Neujahr: „dessen Geburt von Engeln den Hirten auf dem Feld verkündet wurde“; 2. Sonntag nach Weihnachten (3.1.): „der das Leben und das Licht der Menschen ist“; Erscheinung des Herrn (6.1.): „zu dem ein Stern die Magier aus dem Osten geführt hat; Taufe des Herrn (10.1.): „den Johannes im Jordan getauft hat“.

Am 2. Sonntag im Jahreskreis (17.1.) kann der Einschub lauten: „dem Andreas und Petrus als Jünger gefolgt sind“; am 3. Sonntag i. J. (24.1.): „der Andreas, Petrus, Jakobus und Johannes als Menschenfischer berufen hat“; am 4. Sonntag i. J. (31.1.): „der in der Synagoge gelehrt hat wie einer, der göttliche Vollmacht hat“; am 5. Sonntag i. J. (7.2.): „der die Schwiegermutter des Petrus geheilt hat“; am 6. Sonntag i. J. (14.2.): „der den Mann mit Aussatz geheilt hat“.

Fasten- und Osterzeit

In der Fasten- und Osterzeit werden folgende Einschübe empfohlen: 1. Fastensonntag (21.2.): „der in der Wüste vierzig Tage gefastet hat“; 2. Fastensonntag (28.2.): „der auf dem Berg verklärt und aus der Wolke als Sohn Gottes gerufen wurde“; 3. Fastensonntag (7.3.): „der die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel vertrieben hat“; 4. Fastensonntag (14.3.): „den Gott gesandt hat, damit die Welt durch ihn gerettet wird“; 5. Fastensonntag (21.3.): „der am Kreuz gestorben ist, um alle Menschen an sich zu ziehen“; Palmsonntag (28.3.): „der gesegnet sei im Namen des Herrn“; Ostersonntag (4.4.): „der sich Maria Magdalena als von den Toten Auferstandener gezeigt hat“; 2. Sonntag der Osterzeit (11.4.): „der seinen Jüngern gesagt hat: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“; 3. Sonntag d. O. (18.4.): „dessen Namen wir allen Völkern verkünden sollen“; 4. Sonntag d. O. (25.4.): „der als guter Hirt sein Leben hingegeben hat“; 5. Sonntag d. O. (2.5.): „der sich einen Weinstock und seine Jünger die Reben genannt hat“; 6. Sonntag d. O. (9.5.): „der uns aufgetragen hat, einander zu lieben“; 7. Sonntag d. O. (16.5.): „der uns den Vater im Himmel offenbart hat“; Pfingsten (23.5.): „der uns den Geist der Wahrheit zugesagt hat“.

Im Jahreskreis

Für die anschließende Zeit im Jahreskreis können folgende Einschübe verwendet werden: Dreifaltigkeitssonntag (30.5.): „der uns aufgetragen hat, alle Menschen zu taufen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“; 10. Sonntag im Jahreskreis (6.6.): „der uns gesagt hat: Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter“; 11. Sonntag i. J. (13.6.): „der das Reich Gottes mit einem Acker voll Weizen und Unkraut verglichen hat“; 12. Sonntag i. J. (20.6.): „der den Sturm auf dem See mit seinem Wort gestillt hat“; 13. Sonntag i. J. (27.6.): „der die Tochter des Jairus vom Tod erweckt hat“; 14. Sonntag i. J. (4.7.): „der in der Synagoge von Nazareth gelehrt hat und abgelehnt wurde“; 15. Sonntag i. J. (11.7.): „der seine Jünger ohne Geld und Vorrat ausgesandt hat“; 16. Sonntag i. J. (18.7.): „der viele Menschen am See Genezareth gelehrt hat“; 17. Sonntag i. J. (25.7.): „der 5000 Männer mit fünf Broten und zwei Fischen gesättigt hat“; 18. Sonntag i. J. (1.8.): „der sich selbst das Brot des Lebens genannt hat“; 19. Sonntag i. J. (8.8.): „der sich hingegeben hat für das Leben der Welt“; Mariä Himmelfahrt (15.8.): „den Elisabeth schon im Leib seiner Mutter gepriesen hat“; 21. Sonntag i. J. (22.8.): „den Petrus als den Heiligen Gottes erkannt hat“; 22. Sonntag i. J. (29.8.): „der uns gelehrt hat, das Gebot Gottes von den Satzungen der Menschen zu unterscheiden“; 23. Sonntag i. J. (5.9.): „der die Tauben hören und die Stummen sprechen lässt“; 24. Sonntag i. J. (12.9.): „der uns auffordert, unser Kreuz auf uns zu nehmen und ihm nachzufolgen“; 25. Sonntag i. J. (19.9.): „der uns gesagt hat: Wer ein solches Kind aufnimmt um meinetwillen, der nimmt mich auf“; 26. Sonntag i. J. (26.9.): „der uns gesagt hat: Wer ein Kind zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde“; 27. Sonntag i. J. (3.10.): „der uns auffordert, die Kinder zu ihm kommen zu lassen und das Reich Gottes wie ein Kind anzunehmen“; 28. Sonntag i. J. (10.10.): „der uns zugesagt hat, für Gott ist alles möglich“; 29. Sonntag i. J. (17.10): „der gekommen ist, um zu dienen und sein Leben hinzugeben“; 30. Sonntag i. J. (24.10.): „der den blinden Bartimäus geheilt hat“; 31. Sonntag i. J. (31.10.): „der uns gelehrt hat, Gott mit aller Kraft zu lieben und unseren Nächsten wie uns selbst“; 32. Sonntag i. J. (7.11.): „der das Opfer der armen Witwe erkannt hat“; 33. Sonntag i. J. (14.11.): „dessen Worte nicht vergehen, wenn auch Himmel und Erde vergehen“; Christkönigssonntag (21.11.): „der dem Pilatus geantwortet hat: Ja, ich bin ein König und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege“.

Für unsere Verstorbenen

Je älter man wird, desto mehr Freunde und Verwandte hat man „jenseits“. An sie zu denken, für sie zu beten, auch dafür eignet sich der Rosenkranz, wenn wir als Relativsatz nach dem Namen Jesu zum Beispiel einfügen: „der meinem Vater eine Wohnung im Himmel bereite“. Diese Bitte, abgeleitet vom Johannesevangelium (14,2), kann alle unsere Lieben einschließen: „der meiner Mutter, meinem Großvater Ludwig, meiner Großmutter Therese, meiner Tante Minna, meinem Bruder Johannes, meinem Freund Kurt Benning, meinem Freund Reinhold Gladiator, dem Pfarrer Josef Brandner, meiner Freundin Christine Goetz…eine Wohnung im Himmel bereite“. Indem wir den Namen sprechen, erinnern wir uns, was der- oder diejenige uns Gutes getan hat oder auch schuldig geblieben ist – oder was wir schuldig geblieben sind, unterlassen haben. Nach jedem Ave Maria ein neuer Name, neue Erinnerungen, eingebunden in die Verheißungen Christi. Nicht jeden Tag oder jede Nacht werden es dieselben Namen sein, an die wir uns erinnern: Wir schauen auf unser Leben zurück und verbinden es mit der Verheißung: „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen… Ich gehe hin, Euch eine Stätte zu bereiten“ (Joh 14,2).

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