Trotz der Verpflichtung zum Zölibat, trotz sexueller Missbrauchsskandale und trotz zum Teil massiver Kirchenkritik wächst die Zahl der katholischen Priester in Afrika und Asien seit Jahren. Das belegt die jüngste vatikanische Statistik für den Zeitraum von 2013 bis 2018. Momentan gibt es demnach ungefähr 414000 Priester weltweit.
Allerdings kann das Wachstum in etlichen Erdregionen den Schwund insbesondere in Europa und Nordamerika nicht ganz ausgleichen. So war gegenüber vor fünf Jahren insgesamt ein leichter Verlust von 0,3 Prozent zu verzeichnen. In Europa gibt es im betreffenden Zeitraum einen Rückgang um sieben Prozent. Der hiesige Klerus hat im Gegensatz zu Afrika und Asien zudem ein höheres Durchschnittsalter und entsprechend eine gesteigerte Sterberate. Diese hat sich allerdings auch im weltweiten Maßstab erhöht.
Was genau den afrikanischen und asiatischen Gegentrend beim Interesse am Priesterberuf ausmacht, ist nicht eindeutig zu klären. Ein Faktor dürfte das in jenen Gegenden noch recht hohe Prestige des geistlichen Amtes sein, die stärkere gesellschaftliche und innerkirchliche Anerkennung der priesterlichen Autorität. Das begünstigt wie früher in Europa den sozialen Aufstieg aus ärmeren Bevölkerungsschichten, gefördert durch bessere kirchliche Bildungsmöglichkeiten.
Auch könnte mancherorts – etwa in Asien – die Minderheitensituation der Christen ähnlich wie sonstwo in der sogenannten Diaspora den religiösen Zusammenhalt stärken und dadurch ein überdurchschnittliches Engagement für den eigenen Glauben auslösen. Außerdem scheinen die Folgen der europäischen Aufklärung, verbunden mit der Entmythologisierung religiöser, insbesondere klassischer sakramentaler und damit einhergehender magischer Vorstellungen, in den südlichen Erdteilen noch nicht so durchzuschlagen. Die priesterliche Identität, das geistliche Selbstverständnis ist in Ländern der Dritten Welt noch deutlich weniger gebrochen als in den nördlichen Zonen.