„One size fits all.“ Frei übersetzt: Ein und dasselbe passt für alle. Dieses Motto steht quer zu unserer individualisierten Zeit, Kultur und Wirtschaft, wo es möglichst ausdifferenzierte Angebote für ganz unterschiedliche Zielgruppen zu geben hat. Auch bei den Gottesdienstformen hat sich inzwischen eine ganze Reihe von besonderen Liturgien entwickelt, speziell zugeschnitten etwa auf Kleinst-, Klein- und Schulkinder, für Jugendliche, junge Erwachsene, Mitglieder charismatischer Gemeinschaften… Das ist verständlich, denn jede Gruppe betet und singt ein bisschen anders, hat ihre je eigene Liturgiekultur. Doch vom Grundgedanken her sollte der eine Sonntagsgottesdienst für alle „passen“. Wirklich katholisch im Sinne von „allumfassend“ ist er dann, wenn sich alle darin wiederfinden, wenn er „Begegnungsort für alle“ ist, so Martin Bergers, Seelsorger an der Universität im schweizerischen Fribourg.
Eine „normale“ Eucharistiefeier löst dieses Ideal heute freilich kaum ein. Die Liturgie sei auf einige wenige ausgerichtet, die anderen fühlen sich davon nicht angezogen und bleiben weg. „Neben dem Vorsteher sind vor allem die Älteren anwesend“, schreibt Bergers in der Zeitschrift „Gottesdienst“. Das aber laufe den Grundsätzen des Zweiten Vatikanischen Konzils zuwider. Es hatte erklärt, dass die ganze Gemeinde Trägerin der Liturgie ist, dass alle mitwirken sollen.
Statt einer weiteren Auffächerung der Gottesdienstformen spricht sich Martin Bergers deshalb dafür aus, „allen Gruppen in der Liturgie genügend Raum zu geben, sodass sie sich tatsächlich eingeladen fühlen“. Man müsse „Brücken zueinander bauen“. So könnten etwa repräsentativ besetzte Liturgiekreise die liturgische Bildung voranbringen. Menschen unterschiedlicher Gruppen, Milieus und verschiedenen Alters könnten einander dort kennenlernen und etwa über ihre Lieblingslieder im Gottesdienst sprechen. „Das stärkt die Gemeinschaft und hilft, sich auf die jeweils andere Liturgiekultur einzulassen. Im besten Fall singen zum Beispiel die Seniorinnen und Senioren die Lieder der Jugendlichen mit, weil sie ihnen sympathisch sind und weil sie spüren, wie wichtig ihnen diese Lieder sind. So lassen sie sich auch von den Liedern der Jüngeren ansprechen – und ihr eigener Glaube erhält neue Impulse.“