„Er sprach aber auch zu den Jüngern: Es war einmal ein reicher Mensch, der einen Verwalter hatte, und dieser wurde bei ihm beschuldigt, er verschleudere sein Vermögen. Und nachdem er ihn gerufen hatte, sagte er ihm: Was höre ich da über dich? Leg Rechenschaft über deine Verwaltung ab! Du kannst nämlich nicht länger Verwalter sein! Der Verwalter aber sagte bei sich: Was soll ich tun, da mein Herr mir die Verwaltung entzieht? Zum Graben bin ich nicht kräftig genug, und zu betteln schäme ich mich. Ich weiß, was ich tun werde, damit sie mich, wenn ich von der Verwaltung abgesetzt bin, in ihre Häuser aufnehmen! Und nachdem er jeden einzelnen von den Schuldnern seines Herrn hatte herbeirufen lassen, sagte er dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Der aber sagte: Hundert Vierzig-Liter-Behälter Olivenöl. Der aber sagte ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich schnell hin und schreib fünfzig! Danach sagte er einem anderen: Du aber, wie viel bist du schuldig? Der aber sagte: Hundert Vierhundert-Liter-Behälter Weizen. Er sagte ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib achtzig! Und der Herr lobte den Verwalter der Ungerechtigkeit, weil er klug gehandelt hatte. Denn die Kinder dieser Welt sind klüger als die Kinder des Lichtes im Umgang mit ihrem eigenen Geschlecht. Und ich sage euch: Macht euch Freunde mithilfe des Mammons der Ungerechtigkeit, damit sie euch, wenn es ausgeht, in die ewigen Zelte aufnehmen!“ (Lk 16,1–9).
Dieses Gleichnis Jesu erregt seit jeher Anstoß: Wie kann Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern einen untreuen Verwalter als Vorbild hinstellen? Keine Erklärung der Welt kann dieses Ärgernis beseitigen – zum Glück! Denn wenn wir nur von durch und durch redlichen Leuten etwas lernen wollten, wer bliebe dann überhaupt noch übrig? Keine Frage, der Verwalter im Gleichnis ist ein Gauner. Aber trotzdem gibt es auch bei ihm einen Punkt, der Beachtung und Nachahmung verdient, nämlich seine Klugheit. Das ist der springende Punkt des Gleichnisses, und darauf allein kommt es Jesus an. Der Verwalter schätzt seine Situation und seine Möglichkeiten realistisch ein: Als Griffelspitzer fehlt ihm die körperliche Kraft zum Landarbeiter, der den Boden umgräbt und bestellt. Und wenn er vom Gläubigervertreter nun selbst zum Bittsteller werden müsste, wäre das zweifellos peinlich für ihn. So ergreift er die einzige Chance, die er noch sieht: Er sorgt dafür, dass die Schuldner seines Herrn auch bei ihm in der Kreide stehen, damit er in Zukunft für sich selbst Gegenleistungen fordern kann und nicht um Unterstützung betteln muss. Das ist vorausschauend gedacht und gehandelt.
Gegenüber der Klugheit des Verwalters ist seine Ungerechtigkeit zu vernachlässigen – zumindest in der Logik Jesu, die das Lukasevangelium durchzieht. Danach sind Geld und Vermögen, die jemand besitzt, immer auch der Ertrag einer ungerechten Wirtschaftsweise, die die einen reich und die anderen arm macht. Jesus benutzt dafür das aramäische Wort „Mammon“, das an sich schon einen negativen Beiklang hat. Er selbst und sein engster Jüngerkreis haben darauf ganz verzichtet und leben von den Almosen anderer. Almosen kann aber nur geben, wer selbst etwas besitzt. An die vermögenden Jüngerinnen und Jünger richtet Jesus daher den Appell, sich mit dem Mammon Freunde zu machen und ihn nicht egoistisch für sich zu behalten. Es ist die Lebens- und Gütergemeinschaft der Freunde, die am Ende über Glück und Unglück der Menschen entscheidet (vgl. CIG Nr. 4/2020).