„Im Namen des belarussischen Volkes bitten wir Sie um Ihre heiligen Gebete und Ihr echtes Wort der Wahrheit und Gerechtigkeit, das für uns alle ein Segen sein wird.“ Mit diesen Worten hat die weißrussische Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja von ihrem erzwungenen litauischen Exil aus in einem langen Brief Papst Franziskus um Unterstützung der Demokratiebewegung in ihrer Heimat gebeten.
Bei den jüngsten – manipulierten – Präsidentschaftswahlen hatte die wichtigste Kandidatin der Gegner des autokratischen Langzeitherrschers Alexander Lukaschenko angeblich nur zehn Prozent der Stimmen erhalten, während der Machthaber offiziell eine überwältigende Mehrheit von achtzig Prozent für sich verbuchte. Franziskus I. hat sich bisher diplomatisch zurückgehalten, sich jedenfalls nicht direkt zu dem innenpolitischen Konflikt der Weißrussen geäußert. Im Blick auf Protestbewegungen in mehreren Weltgegenden rief er bloß allgemein Demonstranten dazu auf, „ihre Forderungen friedlich vorzubringen, ohne der Versuchung von Aggression und Gewalt nachzugeben“.
An die Regierungen appellierte der Papst, auf die Stimme ihrer Bürger zu hören. Man werde ihnen gerecht, indem man „die volle Achtung der Menschenrechte und bürgerlichen Freiheiten“ gewährleiste.