Papst Franziskus hat von der vor allem in Brasilien wirkenden geistlichen Bewegung „Herolde des Evangeliums“ (Arautos do Evangelho) verlangt, sich der kirchlichen Lehraufsicht zu unterstellen. Rom schreitet damit gegen Missstände in jener religiösen Gruppierung ein. Unter anderem soll es sexuellen wie geistlichen Missbrauch gegeben haben, ähnlich wie bei anderen charismatisch aufgeladenen Gruppierungen mit einer sehr emotionalisierten, ja intimen Nähe der Mitglieder zueinander sowie machtvollen Leitungsfiguren. Papst Franziskus hat die Gruppe unter die Leitung des früheren Erzbischofs von Aparecida, Kardinal Raymundo Damasceno Assis, gestellt.
Bereits vor einem halben Jahr hatte der Vatikan nach einer längeren Untersuchung versucht, die „Herolde“ per Dekret lehramtlich einzubetten. Diese lehnten jedoch den Gehorsam ab, weil sie eine rein „private Vereinigung von Gläubigen“, daher rechtlich nicht an päpstliche oder bischöfliche Weisung gebunden seien. Der Vatikan sieht das anders. Die Ordenskongregation hat die „Herolde“ kirchenrechtlich als „internationale öffentliche Gläubigen-Vereinigung päpstlichen Rechts“ eingeordnet. Mit dem Einschreiten sollen nicht nur Missstände im Leitungsstil, sondern auch bei der Anwerbung und Ausbildung der Mitglieder beseitigt werden. Außerdem habe es finanzielle Unregelmäßigkeiten gegeben.
Die „Herolde des Evangeliums“ wurden 2001 in Brasilien gegründet, wo es sehr viele pfingstlerisch beziehungsweise evangelikal ausgerichtete freikirchliche Gemeinschaften gibt, denen sich zusehends Katholiken zuwenden, die damit ihre angestammte Kirche verlassen. Die „Herolde“ wollen dem entgegenwirken, indem sie stärker die auf Gefühliges ausgerichteten religiösen Bedürfnisse der Abwandernden aufnehmen. Sie verstehen sich zudem als Organisation zur Verkündigung der christlichen Botschaft in einem sich auch in Lateinamerika mehr und mehr säkularisierenden Umfeld. Die Mitglieder leben laut amtlichen Angaben zölibatär. Auch in Deutschland waren sie kurzzeitig – im Bistum Regensburg – aktiv.