Wer das Neue Testament ernstnimmt, kann „absolut sicher sein: Gott liebt den Menschen und möchte nicht, dass er untergeht“. Mit diesen Worten hat der Wiener Theologe Paul Zulehner die Neuübersetzung der sechsten Vaterunser-Bitte in Italien begrüßt. Sie lautet dort künftig „Überlass uns nicht der Versuchung“. Das Messbuch mit der neuen Version soll kurz nach Ostern erscheinen. Verbindlich ist es dann ab dem neuen Kirchenjahr.
Seitdem vor drei Jahren zuerst die französischen Bischöfe und dann auch Papst Franziskus die traditionelle Formulierung „Führe uns nicht in Versuchung“ kritisiert hatten, kam es vielerorts zu Diskussionen. CHRIST IN DER GEGENWART hat dies mit grundlegenden Artikeln zum Vaterunser begleitet, die in einem Sonderdruck zusammengefasst sind. Er ist nach wie vor erhältlich (www.herder.de/cig/cig-ausgaben/themen/das-vaterunser).
In Deutschland sahen die Bischöfe keinen Änderungsbedarf beim Vaterunser. Hierzulande führt Gott also nach wie vor in Versuchung. Doch dieser Gedanke ist zumindest missverständlich, bekräftigte der italienische Theologe und Erzbischof Bruno Forte nun erneut. Dass Gott „uns irgendwie eine Falle stellt“, sei „eine absolut nicht hinnehmbare Vorstellung“, sagte er im Interview mit „Vatican News“. Er erwartet nicht, dass die italienischen Katholiken Probleme mit der neuen Formulierung haben. Im Gegenteil: Die neu übersetzte Vaterunser-Bitte komme den Absichten Jesu näher und „ermöglicht ein umso bewussteres Gebet.“