Erst kommt die Liebe, dann kommt das Gebot. Oder wie es ein gewisser Rabbiner aus Nazaret sagte: „Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat“ (Mk 2,27). In diesem Sinn möchte ich mit dem französischen Musiker Francis Poulenc sagen: „Ich bin katholisch, und das ist meine größte Freiheit.“
In dieser Freiheit hat beides seinen Platz: Das Überschreiten von Geboten und das Festhalten daran. Das Feiern und die Ruhe. Karneval und Fastenzeit. Das sind zwei Seiten einer Medaille. Es ist dieselbe Medaille, die in der fernöstlichen Tradition Yin und Yang ziert: das Helle und das Dunkle. Zwei Gegensätze, die sich aber nicht bekämpfen, sondern die sich ergänzen. Mehr noch: Im Hellen ist ein dunkler Punkt und im Dunklen ist ein heller Punkt.
Auch die Fastenzeit ist nicht nur „schwarz“. Die Sonntage sind als Tage des Herrn vom Fasten ausgenommen. Und mit Laetare, dem vierten Sonntag der Fastenzeit, gibt es einen richtig „weißen Punkt“. Dieses Weiß macht für einen Tag aus dem dunklen Lila der liturgischen Gewänder ein Rosa.
Willibert Pauels in: „Lachen, Leiden, Lust am Leben“ (Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2018)