Die Nachfolge Jesu ist nicht immer heiter-beschwingt. „Müht euch mit Furcht und Zittern um euer Heil!“ (Phil 2,12), mahnt Paulus die Gemeinde in Philippi. Die Gottesfurcht gehört zu den Gaben, mit denen der Heilige Geist unser christliches Leben beschenkt. Doch fließt diese Furcht nicht aus der Erfahrung gnadenloser Verworfenheit. Ihr Zittern ist kein Ausdruck einsamer Verlorenheit in kalter Nacht. Es ist vielmehr die Ehrfurcht vor einem Gott, der – obgleich Mensch geworden – menschliche Maßstäbe unendlich übersteigt. Wäre er nur einer von uns, wie könnte er uns dann erlösen? Es ist ein mächtiger Arm, der uns hält, eine kraftvolle Hand, die uns trägt. Gottesfurcht gehört zu unserer Hoffnung wie für jenen Frommen des Alten Testaments, der schreibt: „Wer den Herrn fürchtet, verzagt nicht und hat keine Angst, denn der Herr ist seine Hoffnung. Wohl dem, der den Herrn fürchtet“ (Sir 34,16–17).
Georg Moser (früherer Bischof von Rottenburg-Stuttgart, 1923–1988) in: „Georg Moser – unvergessen“ (Schwabenverlag, Ostfildern 2018)